phantastische-demokraten.de - Der Blog
2. Jahrgang 2025 (Nr. 96)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 12.10.2025, Sonntag |
Graetzelhaus Göttingen im Oktober. Foto E. Härter
Es ist doch immer wieder schön, liebe Leserinnen und Leser, im Verlauf der Jahreszeiten das Wechselspiel in den Farben der Natur zu erleben. Heute im Bild das Göttinger Graetzelhaus in der Goetheallee. Gerade im Oktober leuchten die Farben oft besonders intensiv wenn der Himmel klar ist, oder auch gedämpft verschwommen, wenn der Herbstnebel die Farben verschleiert.

Herbst, Farben, fallende Blätter, zu allen Zeiten bevorzugte Motive in den Künsten. Selbstverständlich auch in der Tangokultur, in deren drei Komponenten Musik, Lyrik und Tanz, es so kompromisslos wie kaum irgendwo sonst um den Ausdruck von Gefühlen geht.

Ein eindrucksvolles Beispiel für diese Kunst ist der Tango Hojas de otoño (Herbstblätter) mit der Musik der österreichisch-argentinischen Komponistin Alicia Weingarten und dem Text des uruguayischen Tangosängers und Tangotextdichters Raúl "Ciruja" Montero, der diesen Tango natürlich auch selbst als Sänger interpretiert.

Für Tangotänzer darf ich noch hinzufügen, dass diese Musik mit ihrem glasklaren Rhythmus hervorragend tanzbar ist.

Der Tango Hojas de otoño ist auf der CD Canción del Plata (Das Lied vom La Plata) enthalten. Im Begleittext des Booklets heisst es dazu:
In der tief depressiven Stimmung der "Hojas de Otoño", der "Herbstblätter", scheut der Textdichter Raúl Montero nicht die Verwendung dichterischer Klischees. Hier wird die Klage über den Tod der Geliebten einfach heraus geschluchzt. Diese Klage ist elementar und lässt keine feinere Stilisierung zu, zumal in einem Tango. Mit der Musik von Alicia Weingarten und in der gesungenen Interpretation von Raúl Montero, nur vom Klavier begleitet, gehört dieser Tango zu den schönsten der Sammlung.

Es ist Herbst, liebe Leserinnen und Leser, die Jahreszeit, mit der es zuende geht. Da blickt man schon mal zurück. Der obige Text ist nämlich von mir, denn wir haben 2004 das Booklet zu Raúls CD herausgebracht mit den von uns übersetzten Titeln. Wie es im Vorfeld dabei zuging, steht im Vorwort des Booklets:

Dies ist das dritte Buch der TANGO PRODUCTIONS Ulrike und Eckart Haerter, dessen Manuskript in einem Hotel fertig gestellt wurde. Allerdings geschah es diesmal nicht an einem der Originalschauplätze des Tangos, Buenos Aires oder Montevideo. Die Koordination der Termine aller Beteiligten führte uns während einiger milder und sonniger Januartage in die katalanische Metropole Barcelona. Hier trafen wir mit dem Sänger der vorliegenden Verse, dem Uruguayer Raúl Montero zusammen, der zudem die Mehrzahl der vierzehn Gedichte vertont und mehrere von ihnen selbst verfasst hat.

Die in Barcelona genossenen landestypischen Fleisch- und Fischspeisen und der charaktervolle Landwein der Region bildeten eine adäquate Grundlage für die Beschäftigung mit den Tangotexten. Denn Sie, geneigte Leserin, geneigter Leser, werden sehr schnell bemerken, dass wir es bei diesen Poemen mit Vollblut-Tangos zu tun haben. Tangos voller Saft und Kraft, selbst wenn ihre Texte meist melancholischen Inhalts sind.

Diese Tango-Poeme sind Tangolyrik unserer Zeit und bilden dennoch mit ihrer Melancholie und ihrer Rückschau in die Vergangenheit eine Fortführung der Tradition des Tangos als "traurigem Gedanken, den man tanzen kann" (Enrique Santos Discépolo).

Die Trauer des Tangos hat indes nichts mit Wehleidigkeit oder Verweichlichung zu tun. Im Gegenteil. Trauer und Melancholie zu tanzen, und zwar im unvergleichlichen Stil des Tango Rioplatense (des Tangos vom Rio de La Plata), ist die selbstbewussteste Art, sich den Schlägen des Schicksals und den erniedrigenden Momenten des Alltags entgegen zu stellen und sie zu überwinden. Es gibt keine souveränere, ja provozierendere Form der Emanzipation als die Daseinsform des Tangotänzers.

Der Tango war nie, und er ist es bis heute nicht, eine Kultur der Herrschenden. Seit seiner Entstehung gehört der Tango dem Volk. Mit dem Tango demonstrieren die so genannten einfachen Menschen kraftvoll und spektakulär ihre Würde. Warum also noch zögern? Die hier vorgelegten, in Europa noch weitestgehend unbekannten Tangos warten darauf, von Tangotanzpaaren auf adäquatem künstlerischen Niveau, im (nicht choreographierten) getanzten Dialog zwischen Mann und Frau interpretiert zu werden. Spannend und leiden­schaftlich, elegant und erotisch.

Eckart Haerter
Barcelona, Januar 2004


In diesem Sinne...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Juni 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 95)

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Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 05.10.2025, Sonntag |
Ulrike & Eckart Haerter, Tangotanzpaar. Foto NDR Fernsehen

Träume sind unser heutiges Sonntags­thema, liebe Leserinnen und Leser. Und ich glaube, dass unser Titelfoto, das der NDR in einer besseren Zeit einmal von uns gemacht hat, gut zu diesem Thema passt. Es ist ein live Foto, nicht inszeniert; eine Szene unseres live Auftritts in der Sendung.

Es musste heute nach all der Politik und den schlechten Nachrichten mal etwas erfreulicheres, leichteres sein.

Im Tango geht es nicht um die Erfüllung einer Norm oder um das Zeigen irgendwelcher Kunststückchen oder von vorgegebenen Figuren. Im Tango Argentino tanzt man mit den traditionellen Tangobewegungen das, was einem die Musik eingibt und in einem auslöst und was Mann und Frau dabei im Zusammenspiel als Paar fühlen. Das macht den originalen Tango zum individuellsten aller mir bekannten Tänze.

Früher waren wir auch mit Begeisterung im (Breiten-) Tanzsport aktiv, und wir haben immer die hohen Leistungen der Tournier-Tanzpaare bewundert. Da gibt es die Hierarchie bis zum Weltmeisterpaar, denen es nachzueifern gilt und alle sportlichen Ehrungen. Sehr gute Tanzsportpaare sind selbst für Wertungsrichter in ihrer Leistung nicht immer leicht zu unterscheiden.

Der Tango Argentino ist dem gegenüber das totale Gegenteil. Zwar gibt es mittlerweile auch im Tango Argentino Weltmeisterschaften in Buenos Aires, aber im Grunde sind die ohne Bedeutung. Die Weltmeister kennt hinterher kein Mensch.

Die bekannten oder gar berühmten Tanzpaare des Tango Argentino verdanken ihren Ruhm einzig und allein sich selbst, ihrer individuellen Darstellung als Tangotanzpaar. Das Bild, das ein Paar abgibt, Pinta nennen es die Einheimi­schen, und die Ausstrahlung die das Paar überträgt, ist das was zählt.

Natürlich ist es immer auch nützlich und kommt immer gut an (so ähnlich wie bei den Instrumentalsolisten unter den Musikern), wenn ein Paar komplizierte Figuren virtuos vorführen kann, vielleicht ein bisschen schneller als die anderen. Aber im Tango geht es auch ohne das - sobald die Pinta stimmt. So erklärt es sich, dass die wirklich guten Tango­tanzpaare sich nie gleichen. Ein und derselbe Tango fällt bei verschiedenen Tanzpaaren völlig unterschiedlich aus.

Der Tango Argentino hat in Musik, Tanz und Text unbegrenzte Ausdrucks­möglichkeiten. Dabei ist er in sich bisweilen sehr widersprüchlich. Sein Ausdrucksspektrum reicht von höchst sportlich und schnell bis langsam und verträumt. Er kann fröhlich sein, sogar grotesk und verrückt. Aber in der überwiegenden Mehrheit seiner Musik und Texte ist der Tango Argentino wohl doch so, wie ihn der argentinische Tangodichter Enrique Santos Discépolo charakterisiert hat: "Ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann".

Los Sueños (die Träume) heisst dieses Stück konzertanter Tango von Astor Piazzolla, der es hier selbst auf dem Bandoneon spielt. Wir haben vor Jahren zu dieser Musik auf der Bühne des Jungen Theaters in Göttingen getanzt.

Damit wünschen wir Euch allen gute Träume von einer friedlichen Welt!

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Juni 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 94)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 03.10.2025, Freitag (Tag der deutschen Einheit) |
Deutsche Gebietsverluste 1919/1945. Karte. Quelle: Wikimedia Commons

Heute werden die Grossen und weniger Grossen der Politik den Tag der deutschen Einheit feiern, liebe Leserinnen und Leser. Für mich ein hinlängliches Motiv, um einmal daran zu erinnern, dass eine echte Wiedervereinigung Deutsch­lands ja nicht wirklich stattge­funden hat.

Wiedervereinigt haben sich 1990 lediglich die beiden nach dem 2. Weltkrieg übrig gebliebenen Restteile Deutschlands, die entsprechend der Besatzung durch die Siegermächte aufgeteilt waren.
Der östliche von der russischen Sowjetunion besetzte Teil, der zur DDR wurde (der Deutschen Demokratischen Republik) und der westliche, von den drei westlichen Siegermächten besetzte Teil, der zur Bundesrepublik wurde.

Zwischenzeitlich war Deutschland ja, wie bekannt, zuerst nach dem 1. Weltkrieg und dann nach dem 2. Weltkrieg um insgesamt etwa ein Drittel seines Staatsgebiets beraubt worden. Diese Gebiete gehören seitdem (mit Unterbrechung der Zeit von 1938-1945) für alle Zeit nicht mehr zu Deutschland. Obwohl die deutschen Ostgebiete (darunter meine Geburtsheimat Ostpreussen) völkerrechtlich erst seit 1992 endgültig abgeschrieben wurden ("2 plus 4 Vertrag")

Auf der Karte oben (aus Wikipedia) sind wunderbar alle Teile zu erkennen, die Deutschland nach den beiden Weltkriegen von den Siegermächten abgenommen wurden.

Hitler und der 2. Weltkrieg sind nur erklärlich aus dem "Versailler Diktat" (beschönigend "Vertrag" genannt), nach dem Deutschland die in der Karte gelb dargestellten Gebiete geraubt wurden. Diktat deshalb, weil Deutschland an dem angeblichen Vertragswerk gar nicht mitwirken durfte und unter der Androhung, andernfalls von den Siegermächten besetzt zu werden, zur Zustimmung gezwungen wurde.

Der Gebietsraub, zusammen mit einer so gewaltigen Geldstrafe, dass Deutschland sie erst 2010 vollständig abgezahlt hatte, sollte unser Land strafen und demütigen, nachdem die Siegermächte Deutschland die Alleinschuld am 1. Weltkrieg zuge­wiesen hatten.

In meinem Atlas steht quer über die deutschen Ostgebiete gedruckt: Z.Zt. unter sowjetischer bzw. polnischer Verwaltung. Ihr endgültiger Verbleib sollte erst mit Abschluss eines Friedensvertrages geregelt werden.

So wurde es auch bis 1970 in der Schule gelehrt. Damals hat dann die Regierung unter Bundeskanzler Willy Brandt, um der Aussöhnung mit Russland willen, de facto - aber völkerrechtlich nicht bindend - auf die Ostgebiete verzichtet. Seit 1992 ist es nun endgültig.

Das ändert aber nichts daran, dass es sich um Gebiete, um Landschaften, um alte berühmte Städte wie Königsberg und Breslau und Dörfer Deutschlands handelt, aus denen Millionen Menschen vertrieben wurden.

Angesichts der ungeheuren Verbrechen, die Hitler-Deutschland zwischen 1933 und 1945 begangen hat, sehe ich diese Bestrafung als gerechtfertigt an und ergänze, dass die Millionen Menschen, die durch den von Deutschland ausgelösten Krieg und durch das Menschheitsverbrechen an den Juden den Tod gefunden haben, durch keinerlei materielle Abgaben gesühnt werden können. Auch das Aufrechnen mit den Verbrechen, die von den späteren Siegermächten an Deutschen begangen wurden, kann man nicht gelten lassen.

Der Krieg als solcher ist das Übel. Einen humanen Krieg gibt es nicht. Wir sehen es gerade wieder in der Ukraine und in Gaza. Deshalb hätte die jetzige Bundesregierung die Pflicht, Deutschland aus jedem weiteren Krieg herauszuhalten. Ohne Wenn und Aber!

Und wir phantastische-demokraten.de kämpfen leidenschaftlich weiter für Frieden und den Erhalt der Demokratie, die in unserem Land gerade wieder in gefährlicher und vielfältiger Weise bedroht wird.

Leider muss man dazusagen, dass es vornehmlich Teile der Regierenden sind, die es oft mit der Demokratie nicht so genau nehmen. Die DDR-geschulte und -sozialisierte Frau Dr. Angela Merkel, die niemals Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland hätte werden dürfen (Volksmund: Honeckers Rache), hat in 16 Jahren Amtszeit entsprechende Beispiele geliefert. Aber auch die jetzigen an der Macht Befindlichen schämen sich nicht, ganz offen eine unliebsame Oppositionspartei durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen, um sie zu Fall zu bringen. Zu diesem Zweck versucht man auch, das dafür zuständige Bundesverfassungs­gericht durch Einschleusung parteitreuer Richter:innen zu manipulieren. Hier kann man nur auf die ehrliche Verfassungs­treue dieser höchsten Jurist:innen zählen.

Trotzdem halte ich es für nicht unbedenklich, wenn Richter im BVerfG einer politischen Partei angehören oder direkt aus einem politischen Amt ins höchste deutsche Gericht wechseln. Leider ist das alles in Deutschland Gang und gebe und meines Erachtens mindestens demokratisch grenzwertig.

In diesem Zusammenhang muss man auch die nahezu vollständige Unterwanderung der führenden deutschen Medien mit links-grün ideologisierten Journalistinnen und Journalisten ansprechen. Die "vierte Gewalt in der Demokratie" muss unabhängig sein, sonst macht sie sich zum Handlanger von Partikularinteressen oder wird zum Regierungsorgan und manipuliert die Bürger. Wenn man seit vielen Jahren in Deutschland erleben muss, wie die sog. Leitmedien in Sendungen aller Art versuchen, Gehirnwäsche zu betreiben, oft in subtil versteckter Form, dann ist die Grenze zum autoritären Staat überschritten - besonders wenn der durch die Zwangsgebühren aller finanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk dabei die führende Rolle spielt. Glücklicherweise merken dies immer mehr Menschen und setzen sich in den sozialen Medien zur Wehr. Das letzte schamlose Beispiel des NDR, als eine junge Journalistin dem Sender wohl nicht links-grün genug erschien und gefeuert wurde, hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Richtig so und weiter kämpfen!

Tragikomisches zum Schluss: Die normale Provinzpresse geht mittlerweile virtuos mit der geltenden Spachregelung um: Gestern das Göttinger Tageblatt über den "31-Jährigen", der einen "35-Jährigen" mit dem Messer schwer verletzt hat: "Tatverdächtiger festgenommen. Aufgrund "bestehender Sprachbarrieren" stehe eine detaillierte Befragung des Mannes noch aus [...]

Aber auch im örr Rundfunk brechen die Barieren dessen, was nicht gesagt werden darf, ganz allmählich ein. In einem ganz vorsichtig gehaltenen Bericht brachte der WDR gestern nach zunächst kunstvollem Herumgeeiere dann doch die Statistik zur Kenntnis der Zuschauer. Bei der übermässigen Gewaltkriminalität in Deutschland liegen an 1. Stelle Algerier mit etwa 1.400% über dem Durchschnitt. Es folgen Afghanen mit etwa 700%, danach Syrer mit etwa 400% über dem Durchschnitt; und es gibt ja auch noch die anderen. (Prozentzahlen aus dem Gedächtnis.)

Der Innenminister Reul von NRW sprach offen davon, dass es fatal ist für ein Land, wenn sich seine Bürger in ihrer Heimat zunehmend unsicher und von ihrer Regierung nicht mehr geschützt fühlen.

Diese Erkenntnis bedeutet viel, aber sie genügt nicht, wenn nicht umgehend etwas gegen die Erosion der Sicherheit und Ordnung im öffentlichen Raum geschieht. Darauf warten die Menschen, glaube ich, seit der Silvesternacht in Köln 2015.

Und nochmal am Schluss die Anmerkung, dass es mir natürlich leid tut für die vielen Zuwanderer, die sich bemühen, in unserem Land Fuss zu fassen und zu seinem guten Befinden beizutragen. Leider sind aber die Tatsachen wie sie sind. Es tut mir leid.

Damit wünschen wir allen Leserinnen und Lesern einen schönen Feiertag der Deutschen Einheit!

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Juni 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 93)

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| 28.09.2025, Sonntag |
Göttingen. Jacobikirchturm. Foto: E. Haerter

Heute im Bild der Göttinger Jacobikirchturm, liebe Leserinnen und Leser. Das Bild habe ich an einem goldenen Oktobertag aufgenommen und damit also der Zeit in diesem Jahr um 3 Tage vorgegriffen.

So wie Beethoven auf eine Sinfonie mit schwerem, dramatischem Inhalt, quasi wie zur Entspannung, stets eine stimmungsmässig leichtere Sinfonie hat folgen lassen, so habe auch ich das Bedürfnis, nach Problem-Blognummern die Gedanken in leichtere Gefilde zu lenken, sonst hält man das ja nicht aus.

Mir tut es so leid für die jungen Leute, dass wir ihnen für den Beginn des Erwachsenen- und Berufslebens keine heilere Welt anbieten können. Auch, dass die herrschenden politischen Parteien, die sich die demokratischen nennen, alles nur Erdenkliche tun, um an der Macht zu bleiben, egal wie, ist eins der Zeichen für eine aus den Fugen geratene Zeit. Denn der regelmässige Wechsel ist für die Demokratie nicht nur typisch, sondern sogar notwendig, sonst besteht die hohe Gefahr, dass sich festgefahrene Strukturen entwickeln, die von Filz und Vetternwirtschaft geprägt sind. In der 16-jährigen Ära Merkel war diese Entwicklung bereits fortgeschritten.

Sehr treffend beschrieb im msn-Forum (von Microsoft Deutschland) Sebastian M. den aktuellen Zustand in der deutschen Parteienlandschaft:
Drei Parteien, die zusammen keine Mehrheit zur Verfassungsänderung haben, teilen sich die Posten am obersten deutschen Gericht, um die Auslegung der Verfassung beeinflussen zu können. Das kann alles nur noch ein Fiebertraum sein.

Im Vorfeld hatte ja die SPD versucht, eine Kandidatin ins BVerfG zu bekommen, die SPD-Mitglied ist und bereits vorher öffentlich geäussert hatte, dass sie dringende SPD-Anliegen (wie etwa das AfD-Verbot) teilt. Schamloser geht's nicht. Die Kandidatin hatte dann aber den Anstand, von sich aus ihre Kandidatur zurückzuziehen.

Und die kleineren, abgewählten Parteien können nichts anderes, als den Menschen die Lebensfreude möglichst auszutreiben und durch Schuldkomplexe zu ersetzen. Ich kenne noch die Zeit, als es etwas Besonderes war, zum Beispiel einmal mit dem Flugzeug in den Urlaub oder die Ferien fliegen zu können. Das war ein nachhaltiges, spannendes Erlebnis.

Als es der heisse Wunsch jeder Familie war, ein Auto zu besitzen und frei zu sein und zu reisen, wohin man wollte. Und das Glücksgefühl, wenn man es geschafft hatte. Das waren wunderbare Jahre.

All diese kleinen Freuden unbescholtener, arbeitsamer Bürger werden heute verteufelt, und man redet ihnen ein, sie vergehen sich am Wohl des Planeten. Anstatt ihnen Mut für die Zukunft zu machen und daran zu arbeiten, dass Fliegen und Autofahren weiterhin möglich bleibt.

Vorbei die Zeit, als man noch gegessen hat, was schmeckte und so viel man mochte, ohne Schuldgefühl, dass man sich nicht vorschriftsmässig "gesund" ernährte. Und trotzdem wurde man nicht dick. In der Schulklasse gab es maximal den einen "Dicken", der aber bei weitem nicht so aussah wie zahllose Menschen jeden Alters im täglichen Strassenbild heute. Auch jede Menge Süssigkeiten wurden genascht - ohne Schäden. Das gab sich von ganz allein.

Wir haben auch Paris kennengelernt und über den Eiffelturm gestaunt und über den damals ersten und einzigen sonstigen Wolkenkratzer in Paris, den Tour Montparnasse, in dem wir ganz oben Mittag gegessen haben mit Blick auf den Eiffelturm. Denn beide Türme bilden eine Sichtachse. Der Blick ist heute noch derselbe, wie man in aktuellen Filmauf­nahmen sehen kann.

In London haben wir ganz oben im drehbaren Restaurant des Post Office Tower zu Abend gegessen. Das war einer von damals nur insgesamt zwei Wolkenkratzern in der britischen Hauptstadt mit faszinierendem Blick über das Häusermeer.

Heute sieht man weltweit in den Renommier­städten vor Wolkenkratzern fast die Stadt nicht mehr.

In Göttingen ist nach wie vor der Jacobikirchturm aus dem Mittelalter das höchste Gebäude, das die Dächer der Kleinstadt überragt (s. Titelbild oben). Das ändert aber nichts daran, dass berühmte künstlerische und vor allem wissenschaftliche Kapazitäten aller Zeiten in Göttingen ihre Spuren hinterlassen haben. In der Beziehung braucht sich Göttingen hinter Paris oder London nicht zu verstecken. So hat zum Beispiel Acho Manzi, der Sohn von Homero Manzi, dem renommiertesten Tangopoeten Argentiniens, auf seiner letzten grossen Reise aus Buenos Aires, über San Francisco kommend, auch in Deutschland Station gemacht - und zwar bei uns in Göttingen, das bis vor einigen Jahren in Deutschland einer der bedeutendsten Hotspots der Tangopflege war.

Deswegen ende ich mit einem Tango von Homero Manzi mit der Musik von Hugo Gutierrez Fruta amarga (Bittere Frucht). Hier in der Interpretation von Mariel Martínez, die sich selbst auf der Gitarre begleitet. Den Link der Aufnahme hat mir Mariel Martínez, die ich bisher nicht kannte, vor wenigen Tagen zugeschickt. Ich habe ihre Interpretation in youtube kommentiert, und sie hat mir geantwortet. Alles dort zu sehen..

Auch der Tangotext (spanisch) ist dort zu sehen. Der Versuch meiner deutschen Übersetzung ist ganz unten beigefügt.

Diese Darbietung ist natürlich Tango canción, gesungener Tango, den man auf einer normalen Milonga sicher nicht spielen würde, weil für Normaltänzer untanzbar. Aber Tango ist nun mal sehr vielseitig und hat tausend Ausdrucks­formen.

Text deutsch
Bittere Frucht (Tango. Musik: Hugo Gutiérrez; Text: Homero Manzi)
Herz ... !
In jener langen Nacht
reifte die bittere Frucht
dieser gewaltigen Einsamkeit.
Herz ... !
In den Wolken welches Himmels
mag dein trauriger Flug wohl
ohne Trost umherirren ?
Ja, ich weiss .. !
die Kälte eines Augenblicks täuschte
und machte mich blind.
Es geschah in einem Sturm aus Torheit,
ohne Zärtlichkeit, ohne Verzeih'n.
Es geschah in einem Schrei, der heiser machte,
aus einer Liebe, die wahnsinnig machte
vor Schmerz.
Du warst das Licht der Sonne und das frohe Lied
und der graue Sprühregen an meinem Fenster.
Du warst ruhender Pol und träumerischer Kobold,
warst blühender Jasmin und warst mein Morgen ...
Sanftes Rauschen ...
Wind von den Hügeln ...
warmes Gurren der Taube.
Du wirst niemehr der Duft des Rosenbusches sein,
der frische Quell in meinem Dasein.
Du bist nur noch die Stimme, die mich daran erinnert,
dass ich in einem grausigen Moment dein Grund zum Weinen war.
Du bist nicht mehr da ... ! Und die Erinnerung ist wie ein Spiegel,
der aus der Ferne deine Traurigkeit und mein Elend reflektiert.
Du bist nicht mehr da ... ! Und dein Fortsein, das schon so lange dauert,
hat den Geschmack bitterer Frucht, nach Strafe und nach Einsamkeit.
Herz ... !
Eine Wolke zog den Schleier über unseren Himmel.
Eine Wolke war es nur, die mir plötzlich das Unglück brachte!
Eine Wolke ohne Sinn, ohne Gnade, ohne Vergessen,
ohne Verzeih'n ... !

Ja, und damit...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Juni 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 92)

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| 21.09.2025, Sonntag |
Berlin Potsdamer Platz. Foto: E. Haerter
Heute als Titelbild der Potsdamer Platz in Berlin, liebe Leserinnen und Leser. Blick von der Terrasse der Neuen National­galerie (eigenes Foto).

Den meisten von uns ist bekannt, dass der Potsdamer Platz zu Berlin einst ein brodelndes urbanes, weltstädtisches Zentrum war, der verkehrsreichste Platz Europas, mit all den Einrichtungen und Etablissements, die dazugehören.

Am Ende des 2. Weltkriegs lag er in Trümmern und konnte erst nach der Wende, nach der Wiedervereinigung der Stadt, wieder bebaut werden. Die besten Architekten der Welt wurden damit beauftragt und haben ein völlig unpassendes Sammelsurium von Gebäuden dort hin gesetzt, das mit dem ursprünglichen Platz und dem beson­deren Berliner Flair nichts mehr zu tun hat.

Trotzdem haben wir ein paar sehr schöne Erinnerungen an den neuen Potsdamer Platz. Man kann die Zeit ja nicht zurückdrehen und nicht ewig dem Alten nachtrauern. Und immerhin gibt es ja, nur wenige Schritte entfernt, so wunderbare Orte wir die Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz mit dem angegliederten Ibero-­Amerika Institut, eine der weltgröss­ten Bibliotheken und Forschungs­einrichtungen für Lateinamerika, Spanien und Portugal, wo auch unsere Veröffentlichungen zur Kultur des Tango Argentino vorgehalten werden.

Im IAI hatten wir (Ulrike und ich) die Ehre, mit freundlicher Unterstützung durch die Botschaft der Republik Argentinien, einen Homero-Manzi-Gedächtnisabend zu veranstalten mit Lesung unserer Manzi-Übersetzungen und diversen getanzten Interpretationen.

Direkt dem IAI gegenüber steht die Neue Nationalgalerie, mit ihrem von Mies van der Rohe zeitlos, in genialer Einfachheit geschaffenen, beeindruckend schönen Gebäude. Wenige hundert Meter weiter befindet sich das sehr markante Gebäude der neuen Philharmonie, erbaut vom Architekten Hans Scharoun im zweckmässig modernen Stil der 1960er Jahre.

Mit diesem Ensemble grossartiger, kultureller Einrichtungen ist der Potsdamder Platz mit seinem Umfeld ein Kulturviertel von Weltrang, zumal am Potsdamer Platz auch die Berlinale angesiedelt ist, das Berliner Filmfestival.

Ich wollte all dies absichtlich so ausführlich in Erinnerung rufen, weil es doch Jahrzehnte gebraucht hat, bis der Potsdamer Platz in Berlin nach seinem kriegsbedingten Zustand als Trümmer­grundstück wieder so wunderbar neu erstanden ist. Daran sollten die verantwortlichen Politiker denken, wenn sie sich heute wieder unverantwortlich und unfassbar mit Kriegsplänen und Aufrüstung beschäftigen.

Das Beispiel Potsdamer Platz in unserer Hauptstadt Berlin ist nur ein Beispiel für kreativen Wiederaufbau, wenn auch ein besonders spektakuläres. Auch das berühmte Café Josty gibt es dort wieder, das schon Erich Kästner in seinem Buch Emil und die Detektive verewigt hat.

Aber auch in vielen anderen im Krieg zerstörten Orten unseres Vaterlands gibt es ebensolche grandiosen Aufbau­leis­tungen.

Deshalb kann ich an dieser Stelle, hier und heute nur in den Cyberspace hinausschreien: Herr Bundeskanzler Merz, sagen Sie doch bitte Herrn Putin: Wenn er schiessen will, dann soll er schiessen, aber
1. bitte nicht auf uns, und
2. schiessen wir nicht mit.

Machen Sie ihm klar, dass all die Überschreitungen von Völkerrechts- und sonstigen Grenzen sowie die dauernden Provokationen nichts weiter sind als Kindereien auf Sandkastenniveau: "Du hast mir meine Schaufel weggenommen, darum mache ich dir deinen Sandkuchen kaputt". Das sind Verhaltensweisen, die unwürdig, ja peinlich sind für verantwort­liche Staats- und Weltpolitiker.

Tun Sie, Herr Merz, einmal etwas ganz Neues, womit Sie sicher in die Geschichte eingehen würden. Verkünden Sie vor der Welt, dass Deutschland, das ja bereits auf Atom­waffen verzichtet hat, auch sein Militär abschafft und sich ab sofort nicht mehr an Auseinanderset­zungen kriege­rischer Art beteiligt.

Machen Sie, Herr Merz, einen radikalen Bruch mit der seit Jahrtausenden geübten Praxis des Wettrüstens und aufeinander Einschlagens.

Wir von der Denkwerkstatt phantastische-­demokraten.de fordern für Deutschland Abrüstung statt Aufrüstung! Unsere Grenzen sollen geschützt werden vom wiederbelebten Bundesgrenzschutz wie wir ihn von 1951 bis 1975 schon einmal hatten. Zu Lande, zu Wasser und in der Luft gegen Personen, die unberechtigt unsere Grenzen überschreiten wollen - egal ob in Uniform oder in Zivilkleidung.

Sollte es allerdings einen Potentaten geben, der unser Land aus der Ferne mit Drohnen und Raketen zertrümmern will, dann müssen wir ein gleiches Potenzial an gleichwertigen bzw. höherwertigen Geräten besitzen, die angreifende Fernlenkwaffen wirksam abwehren können und solche, die im angreifenden Land dieselben Schäden anrichten können wie dessen Zerstörungsgeräte bei uns.

Drohnen-Abwehrsysteme und Drohnen­systeme, die von entsprechenden Fach­kräften bedient werden. Dazu bedarf es nicht mal einer militärischen Grundaus­bildung.

Wir wollen keinen Krieg, weder mit Russland, noch mit sonst irgendwem.

Ich denke, wenn die Drohnen und Raketen das bei uns mühsam neu Aufgebaute wieder in Trümmer gelegt haben, wenn es in Berlin erst wieder so aussieht wie im Mai 1945 oder wie jetzt in Kyiv oder in Gaza, und wenn die Leichenberge vergraben werden müssen, dann, denke ich, wird bei den Verantwort­lichen das grosse Umdenken stattfinden, nur, dass es dann zu spät ist, Herr Merz!

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Juni 2024
Eckart Haerter




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| 14.09.2025, Sonntag |
Porto Santo. Foto: E. Haerter
Heute als Titelbild eine Ansicht von Porto Santo, der Nachbarinsel von Madeira (Foto von mir).

Ferienzeit, Urlaubszeit, Reisezeit, liebe Leserinnen und Leser. Leider neigt sie sich schon wieder dem Ende zu. In unseren Breiten beginnt der Herbst. Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist, singen sie in der Operette Die Fledermaus von Johann Strauss. Ich möchte ergänzen, glücklich ist, wer terminlich, familiär und beruflich ungebunden ist. Derjenige kann nämlich die Jahreszeiten ignorieren und zu jedem beliebigen Termin reisen wohin er will.

In unserem tiefsten eisigen Winter zum Beispiel in die Tropen und dort am Pool oder am Strand in der Sonne braten. Natürlich mit einem eiskalten Cocktail, welcher der Bikini- Schönheit auf der Liege von einem attraktiven Kellner auf einem Silbertablett gereicht wird. So zeigen es die gängigen Prospekte, die Phantasie und Lust anheizen.

Aber was Glück ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für viele bedeutet das Urlaubsglück die Nächte durchzufeiern und tagsüber am Strand den Kater auszukurieren. Diese Art Tourismus ist vielerorts inzwischen in Verruf geraten, und die Einheimischen, die dort wohnen und leben, gehen zum Teil schon dagegen protestierend auf die Strasse. Man kann es ihnen nicht verdenken. Besonders auf Mallorca hat es schon öfter wütende Proteste gegeben, aber auch in Barcelona und sogar in Paris, Städte, in denen man eigentlich Touristenscharen gewöhnt ist.

Natürlich spielt dabei auch der eklatante Wohnungsmangel eine Rolle, denn Touristen zahlen für Ferienwohnungen Preise, die sich wohnungssuchende Einheimische meist nicht leisten können.

Reisende, die an Land und Leuten, der Landschaft, der Kultur, dem Essen und dem Wein und vielleicht auch ein wenig an der Sprache interessiert sind, werden immer gern gesehen sein. Jedenfalls ist es den Angehörigen unserer Familie immer so gegangen. Besonders wenn man Gegenden für sich entdeckt, die nicht allzu sehr vom Massentourismus unterster Kategorie überschwemmt werden.

Währenddessen sind die Nachrichten nicht besser geworden, im Gegenteil. Die Messerangriffe und sonstigen aggres­siven Übergriffe von Schutzsuchenden haben ein Ausmass erreicht, das zu ernster Besorgnis Anlass gibt. Ich hatte es schon 2015 vorausgesehen, wenn auch nicht dermassen krass.

Nach dem Tod des 16-jährigen ukrainischen Mädchens in Friedland, die dort eine Ausbildung zur Zaharzthelferin absolvierte und von einem irakischen Schutzsuchenden vor den Zug geschubst wurde, hat es in Friedland auch eine Demonstration gegeben. Darin wurde laut Göttinger Tageblatt vor Rechtsextremisten gewarnt, weil die doch solche Vorkomm­nisse für ihre Hetze "instrumentalisieren".

Mir tut es immer leid für die vielen guten Menschen unter den Einwanderern, die nur besser leben wollen als in ihrer Heimat und die nichts Böses im Schilde führen.

Sehr schlimm sind die Kriegsvorbe­reitungen. Vermutlich wird auch die Gossveranstaltung gegen Krieg gestern am Brandenburger Tor nichts nützen, genauso wenig wie mein Blog oder meine sonstigen Wortmeldungen in diversen Foren. Da muss man Realist sein.

Noch ein Wort zum Krieg Israels in Gaza. Als es im 2. Weltkrieg darum ging das Nazi-Regime zu Fall zu bringen, wurde es weltweit akzeptiert, dass die Alliierten deutsche Städte und die Wohnäuser von Millionen Zivilisten in Grund und Boden bomben - mit den dazugehörigen Hundert­tausenden Toten und Verstümmelten. Dieses Vorgehen wird auch heute noch von nicht wenigen Deutschen gut geheissen und mit der Parole unterstützt: "Täter sind keine Opfer." Wenn heute die Israelis dasselbe im Gazastreifen tun, um die Hamas zu Fall zu bringen, dann kann das gemäss dem genannten Präzedenzfall auch kein Kriegsverbrechen sein.

Wenn das Vorgehen der Israelis in Gaza aber als Kriegsverbrechen eingestuft wird, dann haben die Alliierten mit demselben Vorgehen damals in Deutschland ebenfalls Kriegsverbrechen begangen.

Oder aber es gilt der Grundsatz: Es kommt bei der Bewertung der Frage: Kriegsverbrechen oder nicht? immer darauf an, wer es begangen hat.

Ich lasse diese Frage hier und heute mal offen. Nur soviel: Der Krieg als solcher ist das Übel. In diesem Sinne...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Juni 2024
Eckart Haerter




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| 07.09.2025, Sonntag |
Brahms-Joachim-Schild. Foto: E. Haerter
Heute im Bild der Eingang des Göttinger Stadtmuseums, liebe Leserinnen und Leser. Bei dem Gebäudeensemble handelt es sich ursprünglich um den "Hardenberger Hof, das letzte erhaltene Adelspalais Göttingens aus der Zeit der Renaissance" (Wikipedia). Und wie man sieht, scheint dieses Adelspalais doch weniger protzige Dimensionen gehabt zu haben als man sie aus anderen Orten kennt. Das ist, damals wie heute, eine der sympathischen Eigenschaften von Göttingen.

Nach dem Foto habe ich längere Zeit in meinem Archiv gesucht, denn heute sollte es unbedingt ein Bild sein, dass Idylle, Heiterkeit und Geborgenheit ausstrahlt. Gefühle, die leider im heutigen Deutschland immer weniger zu verspüren sind.

Was mich ausserdem inspiriert hat, war das kleine weisse Schild rechts am gemauerten Gebäudeteil. Hier die Vergrösserung:
Brahms-Joachim-Schild. Foto E. Haerter
Hier haben vor 172 Jahren Johannes Brahms und sein Freund, der Geiger Joseph Joachim musiziert. Brahms war damals 20 Jahre alt und (kurze Zeit) mit Agathe von Siebold verlobt mit der die jungen Leute damals im Garten des Hauses an der Ecke von Kurze Geismarstrasse und Hospitalstrasse umhergetollt sind. Dies war die erste Gebärklinik in Deutschland, und Agathes Vater war der Direktor.

Bis Brahms 1. Sinfonie 1877 herauskam, musste er aber erst einmal richtig erwachsen werden. Ein solches Schwergewicht einer Sinfonie komponiert man nicht als fast noch Jugendlicher. Und Brahms hat sich für ihre Fertigstellung auch ganze 14 Jahre Zeit genommen. Die Sinfonie ist noch stark unter dem Eindruck Beethovens entstanden aber natürlich völlig brahmseigen. Von der Tragödie bis zum beseligten und versöhnlichen Ende.

Mir ist bei all den fürchterlichen Ereignissen der letzten Zeit der Anfang von Brahms' Erster in den Sinn gekommen, mit ihren unerbittlichen (Schicksals)schlägen des Orchesters im Tutti, worin der Pauke die Hauptrolle zukommt. Wer den Anfang der Sinfonie hören will, kann das tun durch Klick auf den Link zu Furtwänglers Interpretation mit dem Sinfonieorchester des NDR von 1951.
Um sie in Gänze zu hören (etwa 45 min), muss man sich Zeit nehmen. Das ist Musik total, da ist alles drin.

Göttingen ist ja auch berühmt für weit über 40 Nobelpreisträger, deren Namen mit dieser Stadt verknüpft sind. Sie alle haben geforscht, zumeist in den Naturwissenschaften, um dahinter zu kommen, "was die Welt im Innersten zusammenhält", was schon Goethes Faust ein drängendes Anliegen war.

Vieles wurde seit dem Bestehen unserer Spezies bereits herausgefunden. Unendlich vieles ist selbst den intelligentesten Gehirnen, den Klügsten unserer Mitmenschen noch ein Rätsel. Der Urknall scheint gesichertes Wissen zu sein. Aber was war davor? Das Nichts?

Nun gibt es ausser der logisch-mathematischen ja zum Beispiel auch die musikalische Intelligenz. Und Menschen mit letzterer hat es im deutschen Kulturkreis mehrere gegeben, die als unsterblich gelten. Johannes Brahms gehört dazu.

Und ich finde, dass diese Genies in manchen ihrer Werke die grossen Fragen der Menschheit - unter Ignorierung der natur­wissen­schaft­lichen Fragestellungen - bereits beantwortet haben. Meines Erachtens gehört die 1. Sinfonie von Brahms dazu.

Deshalb ist es notwendig, sich zum Anhören dieser Werke Zeit zu nehmen, um sich in sie hineinversetzen zu können.

Es gibt unzählige Aufnahmen von Brahms 1. Sinfonie mit zum Teil viel besserer Tonqualität als der, die ich ausgesucht habe. Aber wenn nach wenigen Takten schon die Milka-Reklame kommt, habe ich die Finger davon gelassen. Am besten, man hört solche Werke nicht auf Youtube bzw. dort im Bezahlmodus (was ich nicht mache).

Und damit...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Juni 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 89)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
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| 31.08.2025, Sonntag |
Gelbe Spätsommerblüte. Foto: E. Haerter
Dass ich als Titelbild so oft ein Motiv aus Landschaft und Natur wähle, hat einen Grund, liebe Leserinnen und Leser. Denn inmitten all der Scheusslichkeiten die uns umgeben, lechzen meine Augen geradezu nach Bildern, die all das ausblenden und den Blick freimachen von Niedergang, Verfall, von Krieg, Terror, Verbrechen und Gewalt. Für die Ohren gibt es die Musik, für die Augen die Schönheit der Natur, so wie hier die gelben Spätsommerblüten, die irgendwo in Göttingen eine kahle Wand hinauf klettern.

Vor ein paar Tagen brachte der Fernsehsender WELT einen Bericht über eine der sogenannten Problemimmobilien in Göttingen, die ich im Blog auch schon zum Thema gemacht habe (s. Nr. 81).

Im Fernsehen mit seinen Bildern und Interviews wird das alles natürlich noch deutlicher als bei mir im Blog, zumal ich mich auch immer für eine zurückhaltende Schilderung bemühe. WELT zeigte die Berge des aus den Fenstern geworfenen Mülls und berichtete auch über das "Rattenangeln" eine ekelhafte Form der Tierquälerei, mit der Kinder und Jugendliche sich in dieser Umgebung vergnügen.

Zitiert wurde auch die Göttinger Stadtverwaltung mit ihrer Aussage, dass sie gegen diese Zustände "nichts machen" könne, sondern dass Land und Bund die Verantwortung trügen.

Ich frage mich dagegen, ob es wohl unangemessen ist, wenn ich angesichts dessen sagen würde, dass wir wohl eher von einer feigen Bande regiert werden als von verantwortungsbewussten Politikern und ob die Bezeichnung "links-grün versifft", die manche Leute für diesen Regierungsstil verwenden, nicht vielleicht doch ihre Berechtigung hat. Denn die Immobilie in der Groner Landstrasse ist ja auch nicht die einzige ihrer Art in Göttingen.

Wenn ich im Auto auf der Groner Landstrasse versehentlich die 50 km/h überschreite, scheut man sich keinesfalls mich zu blitzen und zur Kasse zu bitten (was ich, nebenbei gesagt, auch für berechtigt halte). Das Perfide ist nur, dass man sich bei einem unbescholtenen Bürger der eigenen Stadt, der sein Leben lang gearbeitet und das Gemeinwesen mit am Laufen gehalten hat, durchaus keine Hemmungen auferlegt, ihn zu massregeln.

Dass derselbe Wille aber fehlt, wenn "Schutzsuchende" und andere Personen, die der Vollzeit-Betreuung bedürfen, wenn solche Menschen ein ehemals menschenwürdiges Wohnhaus mit allen zivilisatorischen Einrichtungen, mutwillig zu einem stinkenden, verkoteten, ramponierten und kriminellen Hotspot der Stadt umfunktionieren.

Ich glaube, das vorsichtige Wort "asozial" für solche Menschen ist heutzutage auf dem Index der geächteten Wörter. Und wenn die Polizei doch einmal vorsichtig und aus gegebenem Anlass (z.B. beim Aufspüren gestohlener Gegenstände) in der Groner Landstrasse vorbeischaut, dann ist immer zu befürchten, dass sich grölende Personengruppen "demonstrierend" und pöbelnd gegen die Massnahme der Ordnungskräfte am Ort versammeln.

Solche Auftritte fürchtet die Stadt natürlich wie der Teufel das Weihwasser, zumal es sich bei den Demonstrant:innen augenscheinlich um deren Brüdern und Schwestern im Geiste handelt. Eine Zwickmühle.

WELT scheute sich auch nicht zu berichten, dass die Stadt Göttingen für die Wohnungen hohe Mietpreise zahlt.

War da nicht was mit immer mehr deutschen Familien, denen es nicht gelingt, für sich eine erschwingliche Wohnung zu finden?
(Mir ist durchaus klar, das ich mich mit dieser rhetorischen Frage der Fremdenfeindlichkeit, rassistischer Hetze, rechtsradikaler Gesinnung, Islamophobie und all der anderen Eigenschaften verdächtig mache, derentwegen der Verfassungsschutz auch die AfD dingfest machen soll.)

Ich selbst gehöre keiner Partei an, stehe auch keiner nahe, bin nicht mal in einem Verein und denke selbstständig auf Grundlage dessen, was mir tagtäglich in meiner Heimat begegnet.

Aber dieses Beispiel Göttinger Wirklichkeit sowie die überall wo irgend möglich vollgeschmierten Wände in der Stadt sind ja nur eine Kleinigkeit im Vergleich mit den Toten und physisch und psychisch Verletzten.

Vor etwa 14 Tagen wurde in Friedland, einer friedlichen Gemeinde in unserem Landkreis, ein 16-jähriges Mädchen absichtlich vor einen einfahrenden Zug gestossen. Das Mädchen ist tot.

Der Täter ist ein irakischer Schutzsuchender, der gar nicht in Deutschland hätte sein dürfen. Der Schutzstatus wurde ihm nicht zuerkannt - und seine allfällige Abschiebung wurde - wie sollte es anders sein - nicht durchgeführt. So konnte er weiter in Deutschland herumreisen, was einem jungen Mädchen das Leben gekostet hat. Der Täter wird, das soll hier nicht verschwiegen werden, als "psychisch krank" beschrieben.

Dann, vor ein paar Tagen, in der Strassenbahn in Dresden, wo Mädchen sexuell belästigt wurden: Einem der beiden Amerikaner, die daraufhin einschritten, wurde von einem der Täter mit dem Messer das Gesicht zerschnitten.

Die beiden Täter sind schutzsuchende Syrer. Ich nehme mal an, beide psychisch krank (ohne ironische Absicht).

Der Gipfel war für mich vor ein paar Monaten der Messerangriff auf ein Kindergartenkind. Der Täter ein ausreisepflichtiger Afghane, psychisch krank. Der tapfere Mann, der eingriff, wurde ebenfalls getötet.

Nun durfte vor ein paar Tagen die Fernsehjournalistin Hayali über der Republik eine Sendung ausstrahlen, in der mit deutschfeindlicher Hetze nicht gespart wurde.

Ich breche hier ab, da ich bemüht bin, die Ausgewogenheit meiner Ausführungen zu bewahren. Füge aber noch die folgende Erklärung hinzu:

Nein, natürlich erstechen nicht alle afghanischen Männer kleine Kinder.
Nein, natürlich stossen nicht alle Iraker Mädchen vor den Zug.
Ja, ich weiss die grossartige Arbeit syrischer Chirurgen sehr zu schätzen.

Und damit...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Juni 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 88)

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| 24.08.2025, Sonntag |
Wallaufgang Göttingen. Foto: E. Haerter
Heute im Bild ein Aufgang zum historischen Wall in Göttingen, liebe Leserinnen und Leser, hier in der Gartenstrasse. Noch ist das Grün üppig, aber in der Luft kündigt sich mit einer gewissen Rauheit schon der Herbst an. Doch solange es geht, wollen wir Blätter und Blüten noch geniessen, zumal es doch heisst, dass der Aufenthalt in der Natur sich sehr positiv auf die Psyche auswirkt. Ja, dass allein schon der Blick ins Grün oder in die Landschaft beruhigend sein kann. Ich selbst habe das auch schon verspürt, wobei ich noch schwanke, ob ich den Aufenthalt am Meer oder den in der mitteldeutschen Hügellandschaft der Romantik bevorzugen soll. Aufbauend wirken jedenfalls beide.

Man kommt doch immer wieder auf die Werte zurück, die der englische Dichter Walter Savage Landor schon vor 200 Jahren als die Stützen seines Lebens benannt hat: Natur und Kunst (s. Blog Nr. 69). Persönlich sind wir, was die Kunst angeht, vor allem in der Musik zuhause. Klassisch von Bach bis Bruckner und dann natürlich in der Musik und dem Tanz des Tango Argentino, der ja bekanntlich auch zu einem Teil unseres beruflichen Lebens wurde.

Das heisst nicht, dass uns nicht auch Werke der Malerei sehr nahe gehen können. Neulich fiel mir in einem alten Aktenordner ein altes Schulzeugnis in die Hände, und ich musste schallend lachen. Da stand nämlich schwarz auf weiss: Musik 1, Kunst 5. Ich muss zugeben, dass bis heute meine Malkünste etwa dem Stand eines 4-Jährigen entsprechen, aber der Kunstlehrer hätte mir für mein armseliges Gepinsel genauso gut auch eine 4 geben können. Ich hatte ihm ansonsten nichts getan, er hat wohl nur gemerkt, dass er mich mit seiner Art zu unterrichten nicht erreicht hat. Aber das sind Episoden aus meiner Ur- und Frühgeschichte.

Ich habe mich dann auch alsbald völlig selbstständig gemacht und als "schlechtester Schöler der ganzen Schole" *) der deutschen Bildungs"anstalt" freiwillig und mit einem fröhlichen bye bye ein für allemal den Rücken gekehrt und fortan ein selbstbestimmtes, wenn auch unvollkommenes Leben geführt.

An dieser Stelle möchte ich zur seelischen Stabilisierung einen Tango einfügen: Quejas de Bandoneón (Die Klagen des Bandoneons), ein rein instrumentaler Tango von Juan de Dios Filiberto (1885-1964). Es spielt das Orchester von Aníbal Troilo, einem der berühmtesten Bandoneonspieler aller Zeiten. Hier im Video sitzt er vorne inmitten seiner Musiker. Es gibt einen Tango ihm zu Ehren mit dem Titel El Gordo triste (Der traurige Dicke), geschaffen von dem legendären Duo des Tango Nuevo. Musik: Astor Piazzolla (1921-1992), Text: Horacio Ferrer (1933-2014).

Quejas de Bandoneón ist tänzerisch ein ziemlich anspruchsvoller Tango. Wir (also Ulrike und ich) haben ihn zahllose Male getanzt. Nun haben wir uns vorgenommen, ihn als einen der ersten wieder zu tanzen, sobald die augenblicklichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen beseitigt sind.

Über Horacio Ferrer, den wir die Ehre hatten, zweimal zu treffen, habe ich einen Nachruf geschrieben.

*) Zitat nach dem Film:
Die Feuerzangenbowle, Prof. Crey (gespielt von Erich Ponto, der nach dem 2. Weltkrieg eine Spielzeit lang dem Deutschen Theater Göttingen angehörte, als hier der Starregisseur Heinz Hilpert das Göttinger Theater zu einem der führenden in Deutschland gemacht hatte).

Und damit...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Juni 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 87)

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| 10.08.2025, Sonntag |
Himmel über Göttingen. Foto: E. Haerter
Heute im Bild der Himmel über Göttingen am heutigen Sonntag, liebe Leserinnen und Leser. Eigentlich hatte mir ein noch anderes Bild vorgeschwebt, so ein einziges ganz kleines, kompaktes, weisses Wölkchen am ansonsten tiefblauen, wolkenfreien Himmel. Aber das war heute nicht zu haben, so dass die Stimmung aus dem heutigen wunderschönen, bewegten Wolkenhimmel kommen muss.

Jetzt ist ja auch Pflaumenzeit, und Pflaumenzeit ist Pflaumenkuchenzeit und - Wespenzeit. Und weil alles so schön zusammenpasst, das passende Meisterwerk von Berthold Brecht dazu:

Erinnerung an die Marie A.
(Bertolt Brecht)

1
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

2
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei.
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: ich kann mich nicht erinnern
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst.
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: ich küßte es dereinst.

3
Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke dagewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.

Mit diesem Gedicht bin ich schon als Kind konfrontiert worden, und schon damals hat mich die Kaltschnäuzigkeit Brechts irritiert, mit der er der einstigen Geliebten gedenkt. Aus der kindlichen Irritation ist dann Abneigung geworden, die bis heute besteht.

Brecht ist zweifellos ein ganz grosser Meister, und allein dieses Gedicht ist unzählige Male interpretiert worden. Nun bin ich Tangotänzer und neige schon von daher zu mehr Sentimentalität. Die Brecht'sche Schnoddrigkeit, wenn auch genial eingesetzt, ist mir fremd.

Der Tango Argentino kann auch im Walzerrhythmus getanzt werden.
Hier ein solcher in dem es auch um die Erinnerung an die einstige Geliebte geht. Nur ist der Baum kein Pflaumenbaum, sondern ein Feigenbaum.
El Vals de los recuerdos, Der Walzer der Erinnerungen.
Text: Homero Manzi, Musik: Francisco Pracánico. Es spielt das Orchester Edgardo Donato, der Sänger ist Hugo del Carril.

Ich finde, die anmutige Musik passt wunderbar zu diesem schönen Tag.

(Es folgt der Originaltext und danach mein bescheidener Übersetzungsversuch.)

El vals de los recuerdos
(Vals. Música: F. Pracánico)
(Letra: Homero Manzi)

El tiempo se asoma detrás de mi sueño.
Frío de las horas que no han de volver.
Sombra de la higuera del patio del fondo
mojando recuerdos en mi atardecer.

Eco de los nombres que borró la muerte,
cantos de la infancia, cosas del ayer.
Aunque con los ojos trato de perderte,
vuelves con las sombras del anochecer.

El vals, el vals de los recuerdos.
Cantar, cantar del corazón.
Al son, al son de mis nostalgias.
canción, canción de evocación.

Silban los muchachos del barrio olvidado.
Música de ausencia suena la canción.
Retornar de auroras que como palomas
volaron del nido de mi corazón.

Música del barrio muele sus tristezas
en el organito de la evocación.
Sombra de la higuera del patio del fondo.
Vals de los recuerdos, vals del callejón.

Der Vals der Erinnerungen
(Vals. Musik: F. Pracánico, Text: Homero Manzi)

Die Zeit erhebt sich hinter meinem Traum.
Kälte der Stunden, die nicht zurückkommen sollen.
Der Schatten des Feigenbaums hinten im Hof
träufelt Erinnerungen in meine Abenddämmerung.

Widerhall der Namen, die gelöscht sind vom Tod,
Lieder der Kindheit, Dinge von gestern.
Und wenn ich die Augen auch davor verschliesse,
Du kommst mit dem Abenddunkel zurück.

Der Vals, der Vals der Erinnerung.
Gesang, Gesang des Herzens.
Dem Drang, dem Drang meiner Sehnsüchte,
ein Lied, ein Lied der Rückerinnerung.

Es pfeifen die Jungs des vergessenen Viertels.
Musik des Verlustes klingt aus dem Lied.
Rückkehr der Morgenröten, die so wie Tauben
dem Nest meines Herzens entflogen sind.

Musik der Vorstadt zermahlt ihre Trauer
in der Drehorgel der Rückerinnerung.
Schatten des Feigenbaums hinten im Hof.
Vals der Erinnerungen, Vals der kleinen Gasse.

Und damit...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Juni 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 86)

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| 03.08.2025, Sonntag |
An der Leine in Göttingen. Foto: E. Haerter
Heute im Bild ein Fleckchen an der Leine in Göttingen, liebe Leserinnen und Leser. Dieses Kontrastbild brauchte ich heute, nachdem ich im Fernsehen das Irrste gesehen hatte, was ich mir bis dahin nicht hatte vorstellen können: Die chinesische Stadt Chongqing (hörte sich gesprochen so ähnlich an wie Dschongdsching), das sch weich gesprochen. Chongqing gilt mit mehr als 32 Millionen Einwohnern und einer Fläche so gross wie Österreich als die grösste Stadt der Welt.

Eine Wolkenkratzerstadt der höchsten Superlative. Dagegen ist Frankfurt am Main ein Dorf, London ein kleinerer Stadtteil und das einstmals futuristische New York antiquiert wie die Uroma der Hochhausstädte.

Chongqing, den Namen kennt hier noch kaum jemand, wurde in relativ wenigen Jahren aus dem Boden gestampft und praktischerweise gleich in Etagen erbaut. Der deutsch sprechende Stadtführer führte das Team auf dem von Wolkenkratzern umgebenen Opernplatz an ein Mäuerchen, von dem aus man tief hinunterblicken konnte - auf eine Hochhausfassade, sozusagen im Untergeschoss. Dort, unterirdisch, gibt es noch einmal Strassen, Plätze und Hochhäuser, deren Dächer dann unter den Fundamenten der oberirdischen Stadtteile enden. Alles mit Aufzügen miteinaner verbunden. Irgendwie grossartig und auch erschreckend.

Chongqing ist 24 Stunden am Tag in Betrieb. Man kann zu jeder Tages- und Nachtzeit alles bekommen, und alles wird binnen kürzester Zeit ins Haus geliefert, was immer man will, egal zu welcher Zeit. Das grösste Restaurant hat 6000 Plätze. Alle Menschen, die in dem Bericht zu Wort kamen, schienen sehr zufrieden zu sein, sogar begeistert und stolz auf ihre Stadt und voller Lebensfreude. Das krasse Gegenteil von unserem depressiven Gefühl des stetigen Niedergangs. In Chongqing schien der Geist des Aufbruchs zu herrschen, so wie es vielleicht in Amerika während der Besiedlung durch die Europäer einmal war. Aber das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist heutzutage eindeutig China. Der Filmbericht ist sicher noch in der Mediathek abrufbar (den Sender hab ich leider vergessen).

Ich denke, dass wir in Europa diese Perfektion, diese Gigantomanie niemals erreichen werden und und wohl auch gar nicht erreichen wollen. In technischer Hinsicht haben wir allerdings längst verloren, und die ganze Aufgeblasenheit der europäischen Politiker ist angesichts der unfassbaren Überlegenheit der Chinesen, sowas von lächerlich...

In Chongqing wie in ganz China sind Elektroautos aus eigener Produktion längst Normalität, wobei die deutschen Automarken rasant an Bedeutung verlieren. Auch auf der Rückseite des Mondes sind die Chinesen schon gelandet. Da bleibt die Frage, was wird aus dem so ungeheuer Export abhängigen Deutschland angesichts dieser unschlagbaren Überlegenheit und Effizienz der Chinesen. Denn das Sich-abhängig-machen von anderen Ländern war ein fundamentaler Fehler der deutschen Politik. Wir haben unseren Wohlstand vom Ausland abhängig gemacht und von der Vorstellung der immerwährenden deutschen Überlegenheit in technischer und wissenschaftlicher Hinsicht. Das alles fällt jetzt krachend in sich zusammen. "Hochmut kommt vor dem Fall", sagt schon das gute, alte, deutsche Sprichwort.

Was wir noch haben, stammt aus früheren Zeiten, ist aber auch extrem stark und wirksam und vielleicht sogar langlebiger als die ganze konsum- und finanz-orientierte Welt da draussen.

Es gibt innerhalb der Kulturen der Menschheit die Musik, als die stärkste, auf die Seele des Menschen wirkende Kraft, und darin mit Ewigkeitswert die deutsche klassische Musik und die englische Popmusik. Beide Musik-Genres sind Welten für sich. Und als Tangotänzer muss ich noch den Tango Argentino hinzufügen, der in Musik, Tanz und Poesie eine eigene Welt darstellt, die überall auf dem Globus die Seelen der Menschen bezaubert.

Fangen wir doch mit einem ganz leichten Stück für Klavier an. Ein Musikstück aus der deutschen Romantik, das, auf der ganzen Welt bekannt, technisch nicht besonders schwer aber als Ausdruck (deutscher) Seele und Tiefgründigkeit sehr schwer zu interpretieren ist:
Vladimir Horowitz spielt die Träumerei von Robert Schumann.

Und als nächstes Träumen in der Tangomusik Los sueños (Die Träume) von Astor Piazzolla, von ihm selbst auf dem solo Bandoneón gespielt (aus dem Film Sur (Süden)

Und nun rauf auf die Tanzfläche! Lautsprecher ganz laut! Mögen uns die Chinesen auch noch so überlegen sein, bei Calling America von und mit der britischen Band Electric Light Orchestra es einfach krachen lassen...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 85)

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| 27.07.2025, Sonntag |
Foto: E. Haerter
Heute hatte ich mir vorgenommen, das zu fotografieren, was mir als erstes ins Auge fällt, liebe Leserinnen und Leser. Es war, wie man sieht, der Garteneibisch (oder auch Hibiskus genannt) in lila vor der alt ehrwürdigen Mauer der Marienkirche in Göttingen. So frische, junge Blüten vor uraltem Gemäuer, das hat doch was. Dieses Kirchengebäude ist nun schon der Neubau, mit dem 1290 angefangen wurde und der seit über 700 Jahren an dieser Stelle steht. Die Beständigkeit der Kirchen, zumindest ihrer Gebäude, in einer Zeit des Zusammenbruchs alter Werte, das ist doch beruhigend.

Denn unsere Zeit ist ja in höchstem Masse geprägt von Veränderungen aller Art, eine Zeit des Umbruchs. Selbst das Klima ist nicht mehr das, was es mal war. Dabei mussten wir in Göttingen in diesem Jahr feststellen, dass der Sommer bisher sehr an die Sommer unserer Kindheit erinnerte. Mässig warm, teils sogar kühl, wechselhaft, 2 oder 3 heisse Tage hatten wir auch schon, also so richtig der gute, alte Sommer von früher. Auch die starken Regenfälle, die zur Zeit Bayern heimsuchen, haben wir vor Jahrzehnten während eines Sommerurlaubs in Sichtweite vom Schloss Neuschwanstein selbst kennengelernt. Damals goss es fast jeden Tag wie aus Kübeln - und es hat trotzdem Spass gemacht.

Natürlich wissen wir, dass halbwegs normales, lokales Wettergeschehen kein Beweis dafür ist, dass es den globalen Klimawandel nicht gibt. Wir sind keine "Klimaleugner". Ja, es gibt noch Klima, das ist nicht zu leugnen, aber es hat sich verändert, und das bedeutet, dass sich die Menschheit darauf einstellen muss. Jedes Land muss die Massnahmen ergreifen, die nötig sind, um die Existenz des eigenen Landes auch in der veränderten Lage zu sichern. Und Länder, die das nicht aus eigener Kraft schaffen, müssen internationale Hilfe erhalten.

Gewaltige Summen sind dazu nötig. Für Deutschland bedeutet das, dass noch viel gigantischere Anstrengungen notwendig sind, als für vergleichbare andere Länder. Denn Deutschland, dessen nicht nur weitere Entwicklunng, sondern auch dessen Bestandssicherung und Werteerhaltung in den lähmenden Merkeljahren in unverantwortlicher Weise vernachlässigt worden sind, muss gleichzeitig mit den Herausforderungen der neuen Zeit auch noch seinen Wiederaufbau der verrotteten Infrastruktur, des Schul- und Bildungswesens, des Gesundheitswesens, des Wohnungsbaus, des Verkehtswesens, der Sicherheit im öffentlichen Raum, hunderttausende illegale Zuwanderer und Millionen Kriegsflüchtlinge und.. und.. und.. verkraften. Ein fast unlösbarer Zustand.

Aber nur fast unlösbar. Eine entschlussfähige, tatkräftige Regierung, die durchsetzungsstark die Dinge anpackt, könnte es schaffen. Im Augenblick sieht es allerdings nicht danach aus, denn die Weichen werden ganz anders gestellt. Unsere Regierung setzt andere Prioritäten. "Kriegstüchtig" sollen wir werden und dazu braucht es eine gewaltige militärische Aufrüstung. Vor ein paar Tagen jubelte der Moderator im Radiosender NDR1/Niedersachsen, dass im Raum Celle, dem Geburtsort meines Opas, 500 neue Arbeitsplätze entstehen sollen, denn die Firma Rheinmetall will dort eine nagelneue Munitionsfabrik errichten.

Und ein Universitätsprofessor, dessen werten Namen ich vergessen habe, der sich aber selbst als Alt-68er bezeichnete, machte öffentlich den Vorschlag, dass ein Pflichtjahr für Rentner eingeführt werden sollte. Und als '68er (füge ich hinzu) dürfte er selbst aus der Altersgrenze bereits raus sein.

Na, da lacht doch das Herz des alten Soldaten, der aber leider das Pech hatte, nur in Friedenszeiten dienen zu dürfen. (An dieser Stelle muss ich wohl aus Sicherheitsgründen einfügen: "/Ironie aus", denn aus Erfahrung in den sozialen Medien weiss ich, dass manche Leser Ironie und Satire nicht erkennen).

So ging es mir auch mit der Meldung über das empfohlene Pflichtjahr für Rentner. In meinem Kommentar lobte ich den Vorschlag und erinnerte daran, dass wir auch früher schon einmal so einen Pflichtdienst gehabt hätten, nämlich den Volkssturm am Ende des 2. Weltkriegs. Das letzte Aufgebot an noch verfügbaren Männern zur Entlastung der Wehrmacht. Ein Volkssturm für Rentner, schlug ich vor, könnte die Jungen entlasten, die per Wehrpflicht zum Kriegsdienst einrücken müssten.

Um der Wahrheit willen muss ich noch anfügen, dass Hitlers Volkssturm-Erlass Rentner über 60 gar nicht mehr zuliess.

Das alles schreibe ich nur, um den ganzen Irrsinn der heutigen Kriegsvorbereitungen besonders grell zu beleuchten.

Gerade eben habe ich in msn-Nachrichten einen Artikel der FAZ kommentiert, worin über den sehr bekannten Militärhistoriker Professor Neitzel berichtet wird, der bereit wäre, selbst an die Front zu gehen:

Ja, so ganz langsam kommen wir wieder dahin, dass sich keiner mehr traut, Nein zu sagen.
"Dann nimm, Kamerad, dein Gewehr in die Hand, um Freiheit und Ehre zu wahren", haben wir schon damals beim Marschieren bei der Bundeswehr gesungen.
Es ist schon was Tolles, mit dem Deutschlandlied auf den Lippen zu den Waffen zu eilen, wenn das Vaterland ruft. Es muss nur, Schritt für Schritt, wieder die richtige Stimmung im Volk erzeugt werden. Dann wird wieder zurück geschossen.
Man könnte aber auch ein für allemal dem Krieg als Mittel der Politik abschwören, nach dem Motto:
"Stellt euch vor, es ist Krieg, und keiner geht hin".
Dieses Motto ist so überzeugend, dass es auch die Menschen in allen anderen zivilisierten Ländern begeistern könnte. Krieg machen nur die Anführer, die die einfachen Menschen erst dafür in Stimmung bringen müssen, denn die sollen ja verheizt werden. Und wenn es nicht schnell genug geht, dann auch mit Zwang: Wehrpflicht.
Jetzt kommen die Bilder ja noch aus der Ukraine und Gaza. Wenn die Drohnen erstmal den neu gestalteten Potsdamer Platz, den Pariser Platz und diverse Wohnviertel eingeäschert haben, ich nehme an, dann wird ein Umdenken stattfinden.
Im übrigen könnte man auch die ewig neu gestellte "Rentenfrage" zu den Akten legen, wenn man die hunderte von Milliarden Euros statt für die Aufrüstung in die Rentenkassen steckte.


Ich schliesse für heute mit dem Kommando, das jeder Gedienthabende kennt:

"Mit einem dreifachen Hurrah - Wegtreten!"

Eckart 1961



Hier im Bild der Autor (noch nicht Gefreiter) bei der Erfüllung seiner vaterländischen Pflicht.

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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| 20.07.2025, Sonntag |
Foto: E. Haerter
Heute im Bild mein geöffneter Computer, liebe Leserinnen und Leser, bei dem die untätige Tastatur geradezu darauf zu warten scheint, dass sich auf ihr etwas abspielt. Ich hätte ja auch längst was geschrieben, aber ich wollte nicht schon wieder über Unerfreuliches berichten. Jedoch ist die Wirklichkeit leider meist nicht so, wie wir sie gerne hätten.

Der FOCUS berichtet über die polizeiliche Kriminalstatistik 2024 und veröffentlicht eine Liste der 10 "gefährlichsten Städte" jeweils nach Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner:

1. Bremen: 15.424 Straftaten auf 100.000 Einwohner
2. Frankfurt am Main: 14.600 Straftaten auf 100.000 Einwohner
3. Berlin: 14.252 Straftaten auf 100.000 Einwohner
4. Bremerhaven: 13.717 Straftaten auf 100.000 Einwohner
5. Hannover: 13.192 Straftaten auf 100.000 Einwohner
6. Göttingen: 13.023 Straftaten auf 100.000 Einwohner
7. Erfurt: 12.623 Straftaten auf 100.000 Einwohner
8. Köln: 12.343 Straftaten auf 100.000 Einwohner
9. Schwerin: 12.343 Straftaten auf 100.000 Einwohner
10.Dortmund: 12.283 Straftaten auf 100.000 Einwohner

Die Liste offenbart auch gleich ihre Schwäche und ihre begrenzte Aussagekraft, wenn Ladendiebstahl und Messerangriff lediglich als "Straftaten" gezählt werden. Ohne seinen Rang als Bundeshauptstadt der Fahrraddiebstähle wäre unser Göttingen wohl nicht auf Platz 6 der gefährlichsten deutschen Städte gelandet. Schiessereien auf offener Strasse zwischen Banden von Schutzsuchenden, wie z.B. in verschiedenen Teilen von Berlin, sind in GÖ doch eher selten.

Wie auch immer, schön ist was anderes. Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass es in Deutschland so weit gekommen ist, dass sich Verbrecherbanden in Deutschland pudelwohl fühlen, Europa zum beliebtesten Umschlagplatz für Drogen geworden ist und der öffentliche Raum zunehmend lebensgefährlich zu werden droht.

Und wenn ich sage "Wir" dürfen uns nicht damit abfinden, dann meine ich nicht, dass wir Bürger uns bewaffnen und Bürgerwehren bilden sollten (das kann und darf nur die aller äusserste aller Massnahmen sein), sondern dass die uns Regierenden gefälligst ihre Pflicht zu tun haben, um für die Menschen, für deren Wohl zu sorgen sie per Diensteid geschworen haben, alles zu tun, was nötig ist. Und wenn sie es nicht tun, dass sie abgewählt werden müssen.

Leider haben Regierende sehr oft das Bestreben, die einmal erlangte Machtposition auch dauerhaft zu behalten. Dazu haben sich unsere Regierenden etwas Besonderes einfallen lassen: Sie unterstellen einer legalen politischen (Oppositions-)Partei, die Verfassung und die Demokratie abschaffen zu wollen und beauftragen den Inlands-Geheimdienst mit der Überwachung dieser Partei zum Zwecke der Materialsammlung gegen diese.

Zudem verfolgt die kleinere Regierungspartei SPD das Ziel, die Oppositionspartei verbieten zu lassen, zumal sie aufgrund ihres geringen Stimmenanteils (etwa 16% gegenüber 20% der Oppositionspartei) befürchten muss, der nächsten Bundesregierung nicht mehr angehören zu können.

Über das Verbot entscheidet am Ende das Bundesverfassungsgericht, dessen Richterinnen und Richter von Bundestag und Bundesrat gewählt werden. Nun hat die SPD für eine neu zu besetzende Richterstelle am BVerfG mit höchster Intensität eine Juristin vorgeschlagen, die SPD-Mitglied ist und die im Vorfeld bereits eine positive Meinung zum Verbot der Oppositionspartei hat erkennen lassen.

Angesichts dessen fühlt sich der mündige, mitdenkende Bürger zu der Frage gedrängt: Wer oder was ist bei dieser Sachlage eigentlich demokratisch und verfassungstreu - und wer oder was ist es eigentlich nicht?

Natürlich stehen noch ganz andere, weiterreichende Fragen im Raum: Ist es überhaupt demokratisch, wenn die politischen Parteien über die Zusammensetzung des Verfassungsgerichts entscheiden und wenn Richter des BVerfG unmittelbar aus der Politik in diese allerhöchste Position wechseln, wie es bereits geschehen ist.

Das entscheidenste Merkmal des demokratischen Staats ist die Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative. Wenn nun ein Abgeordneter aus dem Parlament ins BVerfG wechselt oder ein ehemaliger Ministerpräsident ebenfalls dahin, dann ist das doch eigentlich die Aufhebung der Gewaltentteilung - oder sehe ich das falsch?

Inoffiziell gehört auch die freie Presse als "4. Gewalt" zwingend zur Demokratie dazu. Aber auch die ist inzwischen, was die sog. Leitmedien angeht, zu einer Gesinnungspresse geworden, die - besonders seit 2015 - ihre Aufgabe darin zu sehen scheint, die Bürger politisch und weltanschaulich zu lenken. "Betreutes Denken" nennt das der Volksmund. Dazu gehört, die Oppositionspartei nicht mit sachlichen politischen Argumenten zu bekämpfen, sondern mit Ausgrenzung, Diffamierung, Verächtlichmachung. "Mit denen sprechen wir nicht".

Aber auch mit Lügen wird gearbeitet: Zum Beispiel, um die Nähe der AfD zum Nationalsozialismus zu belegen: "Auf dem Geheimtreffen der AfD in Potsdam wurde über Deportationen von Ausländern gesprochen".

Richtig ist, dass das Treffen nicht geheim war, dass u.a. 5 Leute der CDU und 4 der AfD dabei waren und dass von Remigration, also Rückwanderung, gesprochen wurde.

Im Oktober 2024 sagte der damalige Bundeskanzler Scholz im SPIEGEL-Interview: "Wir müssen im grossen Stil abschieben." Das war dann wohl die demokratische Variante derselben Sache.

Natürlich hatten in der Sache alle Recht. Wenn wir die illegale Massenzuwanderung und das Abschieben der unberechtigt sich hier aufhaltenden Personen nicht in den Griff kriegen, dann war's das mit Deutschland.

Ich habe die Beispiele hier nur angeführt, um die abgrundtiefe Verlogenheit in der deutschen politischen Auseinandersetzung aufzuzeigen, nicht etwa, um für die AfD zu werben. Es ist meines Erachtens an Erbärmlichkeit nicht mehr zu überbieten, was die sich selbst als Demokraten bezeichnenden politischen Kräfte und ihre Medien hier im Deutschland des 21. Jahrhunderts abziehen. Und damit...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 83)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
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| 13.07.2025, Sonntag |
Greifswalder Hafen. Foto: E. Haerter
Heute im Bild der Greifswalder Hafen, liebe Leserinnen und Leser. Weit vor mir hat ihn schon Caspar David Friedrich gemalt, der in Greifswald geboren wurde. Hier seine Version. Greifswalder Hafen. Painting by C.D. Friedrich. Foto: E. Haerter

Heute las ich in einem "sozialen Medium", dass in der Greifswalder Innenstadt gerade 3 Geschäfte schliessen und dass befürchtet wird, dass es so weitergeht. Dazu habe ich gleich eine Zuschrift gepostet, hier ein Ausschnitt:

"Weil Greifswald eine so besonders schöne Stadt ist, sollten die Greifswalder nur unbedingt aufpassen, dass es dort nicht so kommt, wie es z.B. in Göttingen schon lange ist: Immer noch'n Döner, Schnellimbisse aller Art, Tattoos, Barber Shops, Thai Massagen, Ramsch- und Billigläden."

Alles eigentlich ja nichts Schlimmes, und die Transformation geht weiter.
Die Zeile direkt gegenüber von unserem Wohnhaus sieht so aus (von links nach rechts):
Arabisches Tattoo-Studio, türkischer Gemüseladen, Rewe, schwarzafrikanischer Kiosk (vorgestern eröffnet), türkischer Döner King.

Es sind eben nur unsere Innenstädte, die sich so wandeln und ihren ursprünglichen Charakter verlieren. Aber letztlich ist auch das alles nur ein weiteres Symptom für den Abwärtstrend Deutschlands auf nahezu allen Gebieten. Die Verlierer rücken ab, wer im Aufwärtstrend ist, rückt nach, ganz klar.

Natürlich wissen wir alle, dass sich gesellschaftliche Veränderungen nicht einfach aufhalten oder rückgängig machen lassen. Wenn sich das Kaufverhalten dauerhaft verändert, dann ist man gezwungen, kreativ zu werden und das Konzept Innenstadt ganz neu zu denken und danach zu handeln. In vielen Städten scheint das nicht zu geschehen, man schaut dem Verfall mehr oder weniger besorgt und tatenlos zu.

Die boomenden Länder in Asien und die arabischen Länder am Golf scheinen einen erfolgreichen Weg gefunden zu haben, die Städte auf neue Art attraktiv zu gestalten. Mit riesigen, bombastischen Glitzer Shopping Malls in spektakulärster Architektur und Ausstattung. Errichtet aus den erlesensten Materialien, mit den raffiniertesten Effekten. Einkaufs-Paläste als Erlebniswelten des dort Verweilens, sich Vergnügens des Staunens und des Kaufens.

Ob das für den kleinen, alten Hochkultur-Kontinent Europa und insbesondere Deutschland, nachahmenswert wäre? Ich weiss es nicht. Die meisten unserer Städte haben doch so viel Sehenswertes zu bieten. Wäre es nicht möglich, für unsere deutschen Städte ein ganz neues Konzept zu entwickeln, das auf Kultur, Natur und Sport aufbaut?

Man muss analysieren, was es ist, das die Shopping Centers zu solchen Publikumsmagneten macht und die Innenstädte nach deren Vorbild gestalten. Denn es wird ja nicht immerzu gekauft. Das Schauen ist es, das Erleben der ausgestellten schönen Dinge, die ständig wechseln.

Wie aber müsste eine Innenstadt der Zukunft aussehen, die keine besonderen Einkaufsmöglichkeiten aufzuweisen hat, was müsste sie bieten, damit sie von den eigenen Bürgern und Menschen von ausserhalb trotzdem mit Lust und Liebe sehr gern aufgesucht wird?

Es kommt ja auch noch etwas anderes hinzu, was den entspannten Aufenthalt in unseren Städten beeinträchtigt. Die Grünen-Politikerin Göring-Eckardt hat das schon 2015 vorausgesehen und sich sehr darauf "gefreut", dass sich unser Land dadurch "drastisch verändern" würde. Es sind Massen an Zuwanderern aus Ländern, deren Lebens- und Gesellschaftsformen mit dem Leben in einem liberalen, säkularen, demokratischen Rechtsstaat nicht vereinbar sind und die eine zunächst schleichende, dann beschleunigte Erosion der Sicherheit im öffentlichen Raum mitgebracht haben. Ein Zersetzungsprozess aus Aggressivität, Gewalttätigkeit, Brutalität, Kriminalität (auch schwerster und organisierter Art), aus Geringschätzung von Frauen, von Vergewaltigung und allgemeiner Verachtung unseres freien Lebens und Rechtssystems. Ein Zersetzungsprozess, der bis in die Grundschulen, Schwimmbäder und in die öffentlichen Verkehrsmittel hinein wirkt und die Atmosphäre des Zusammenlebens in unangenehmer Weise beeinflusst.

Aus Hamburg wird gemeldet, wie der FOCUS berichtete, dass Schülerinnen von muslimischen Schülern unter Druck gesetzt werden, das Kopftuch zu tragen. Und wenn die muslimischen Schüler in einer Schule vielleicht sogar die Mehrheit bilden (was mancher Orts bereits der Fall ist), dann kann das für die nicht muslimischen Schülerinnen eine sehr unangenehme, wenn nicht gar gefährliche Situation in der Schule werden.

Und wenn diese Schülergeneration in ein paar Jahren die Erwachsenengeneration bildet und auf die deutsche Gesetzgebung Einfluss zu nehmen gedenkt (was man ihnen nicht verwehren könnte), dann ist die Zukunft Deutschlands vorgezeichnet.

Ich zähle das hier in aller Sachlichkeit auf und sage damit nichts gegen die vielen wunderbaren und liebenswerten Menschen aus muslimischen Ländern, die als tatsächlich Schutzsuchende oder aus anderen lauteren Motiven zu uns gekommen sind. Ich selbst habe mehrere persönlich kennengelernt, und es begegnen mir täglich weitere.

Der Fernsehsender WELT brachte gestern oder vorgestern eine Sendung, in der die Reihenfolge der Länder aufgeführt wurde, aus denen die meisten der so negativ in Erscheinung tretenden Personen stammen. Die ersten drei sind Afghanistan, Syrien und Irak. WELT berief sich dabei auf eine amtliche Dokumentation. Es kam auch ein Experte zu Wort, der viel mit diesen Tätergruppen zu tun hat. Er berichtete, dass diese oftmals überhaupt kein Schuldbewusstsein zeigten, sondern darauf verwiesen, dass wir Deutsche "Ungläubige" seien und sie deshalb das Recht hätten, so mit uns umzugehen.

An dieser Stelle will ich erst einmal schliessen und mit der schlichten Frage enden, die uns alle beschäftigen sollte:

Was wird aus Deutschland?

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 82)

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| 24.06.2025, Dienstag |
Plaza San Martin, Buenos Aires. Foto: E. Haerter
Mein heutiges Foto zeigt einen Teil der Plaza San Martín mit ihrem Park in Buenos Aires, liebe Leserinnen und Leser. Hier ganz in der Nähe haben wir mehrmals gewohnt. Mit der Erinnerung an diesen schönen Patz will ich es bewenden lassen. Wir müssen froh sein, dass es solche Plätze noch gibt.

Die Menschheit ist in einem so widerlichen Zustand angelangt, dass einem fast die Finger auf der Tastatur ersterben. Was soll man noch für Demokratie und Frieden schreiben, wenn nichts mehr Sinn macht? Herr Trump ist der beste Führer, den wir seit langem hatten. Er will das Richtige, schafft es aber auch nicht.

Unsere Fuzzis in Europa kann man vergessen. Herr Merz macht jetzt auf tough guy und will die Bundeswehr zur stärksten Armee Europas ausbauen. Da kann man nur hoffen, dass sich keine Freiwilligen mehr melden, und sollte die Wehrpflicht reaktiviert werden, dass möglichst alle verweigern.

In vielen Teilen der Erde herrschen dermassen desolate Zustände, unerträgliche Armut, Kinder als Verbrecher, als Mörder, Familien in Dreck und Gestank. Verlorene Generationen. Dann das weltweite Drogenproblem und die Millionen von Interessenten, deren wichtigstes Problem es ist, problemlos an die Drogen ranzukommen und sie zu konsumieren.

Menschen in der sog. 1. Welt, denen es zu gut geht, die mit ihrem versauten Leben nichts Sinnvolles anzufangen wissen. Vergnügungssüchtig, drogenaffin, dämlich im Wohlstand vegetierend oder vor langer Weile ausserstande etwas anderes anzustellen als sich ihr Geschlecht ummanipulieren zu lassen.

Wenn das marode Deutschland Milliarden Euros im Überfluss zur Verfügung hat, dann könnte es damit auch beginnen, die Schandflecken der Erde zu beseitigen (und könnte gleich in Deutschland damit anfangen). Das wäre mal eine gute Tat und würde das deutsche Ansehen nachhaltig verbessern.

In einem Punkt wäre ich einverstanden: Wenn es tatsächlich Machthaber gibt, die ein anderes Land mit Bomben, Drohnen und Raketen gefügig zu machen beabsichtigen, dass man denen ein gleiches Vernichtungspotenzial zur Abschreckung gegenüberstellt. Aber dafür braucht man keine Armee mit Panzern und den ganzen Dinosauriern des Schlachtfelds, die längst überholt sind. Dafür braucht man lediglich genügend Techniker, die es verstehen, die Vernichtungsmittel zu starten und ins Ziel zu bringen.

Wir erleben doch jetzt schon das ganz primitive, kindische Kriegspielen live mit. Zwei Länder bombardieren sich gegenseitig mit Drohnen und Raketen. Das kann man so lange weitermachen, bis kein Stein mehr auf dem anderen liegt oder die Munition alle ist.

Israel ist in gewisser Weise zu verstehen. Das Land bzw. sein Volk sind durch den Holocaust traumatisiert und es kämpft seit seinem Bestehen ums Überleben. Das ist ein permanenter Überlebenskampf, scheinbar ohne absehbares Ende.

Trotzdem kann es nicht die Lösung sein, wenn Israel nun seinerseits zu den Mitteln der totalen Vernichtung greift. Im 2. Weltkrieg hat man Amerikanern und Briten zugebilligt, um zu gewinnen, Deutschland mit Massenvernichtungswaffen dem Erdboden gleichzumachen und dabei auch zivile Ziele plattzumachen, ohne Rücksicht auf Verluste bei unschuldigen Bürgern.

Damals in Deutschland waren es die Nazis, die man vernichten wollte. In Gaza sind es die Hamas, derentwegen die Israelis an der dortigen Bevölkerung nun dieselben Kriegsverbrechen verüben wie die Alliierten in WK2 an der deutschen Bevölkerung.

Einen humanen Krieg gibt es nicht. Das Ermorden von anderen Menschen "für einen guten Zweck" ist eine Perversion.

Es muss endlich Schluss sein mit dem Krieg als Mittel der Politik. Egal wer es ist, ob Herr Putin oder Herr Netanjahu oder die nach Atomwaffen geilenden Iraner, mit denen sie die Israelis ausrotten könnten.

Ein radikaler Wechsel der Politik ist nötig. Abbruch aller diplomatischen, konsularischen und Verkehrs-Beziehungen zu solchen Ländern, die Menschenrechte und Menschlichkeit mit Füssen treten.

Abschaffung des Militärs. Bundesgrenzschutz gegen Eindringlinge auf dem Landwege oder übers Wasser. HighTech-Potenzial zur Abschreckung gegen Angriffe aus der Luft.

Deutschland ausbauen zu einem neuen Hort des Friedens, der Freiheit, der gelebten Menschlichkeit, der Menschenrechte und der Kultur.

Alles unrealistische, naive Spinnerei?

Dann ist es umso wichtiger, dass sie verwirklicht wird.

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 81)

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| 15.06.2025, Sonntag |
Löwenzahn am Hauseingang. Foto: E. Haerter
Auf meinem heutigen Foto seht Ihr ein Detail unseres Hauseingangs, liebe Leserinnen und Leser. Das Bild ist aus zweierlei Gründen interessant. Erstens, weil man deutlich den Schildbürgerstreich der Stadt Göttingen erkennt: Es wurde nämlich der Bürgersteig auf beiden Strassenseiten mit altertümelndem Kopfstein gepflastert, auf dem kein Mensch gehen möchte. Besonders für Frauen ist es eine Qual, wenn sie in leichteren Schuhen, auf hohen Absätzen oder in Sandalen unterwegs sind. Die Fahrbahn indes hat man mit glatten, roten Klinkersteinen belegt, damit es für die Autos nicht so holperig sei.

So spazieren nun die meisten Menschen auf der Fahrbahn und sind dabei ständig den durchfahrenden Autos im Wege. Dabei ist auch unsere Innenstadtstrasse eigentlich Fussgängerzone, doch die Ausnahmegenehmigungen sind so zahlreich, dass praktisch immer Durchfahrtverkehr herrscht. Ein Dilemma, wenn mittelalterliche enge Strassen und Strassenführungen noch im 21. Jahrhundert bestehen. Dem wäre nur mit ultramodernen städtebaulichen Konzepten und dem entsprechenden Geldeinsatz beizukommen.

Aber die Probleme in unserer Strasse sind vergleichsweise gering. Wir haben in Göttingen ja auch die sogenannten "Problemimmobilien". Was damit gemeint ist, muss ich kurz erläutern. Allgemein bekannt sind bei uns in Deutschland ja auch die Elendsviertel in Grossstädten auf anderen Kontinenten. Zum Beispiel in Rio de Janeiro, wo sich aus ländlichen Gebieten zugewanderte Menschen an den Berghängen angesiedelt haben und ihre selbstgebauten Behelfsunterkünfte so gefällig und nett ausgestalten, wie es ihnen mit dem unzureichenden Material möglich ist.

Bei uns in Göttingen ist das anders. Hier haben zugewanderte Menschen aber auch Einheimische mit (und ohne) Problemhintergrund in diesen grossen Immobilien eine Wohnung erhalten, die mit Küche, Bad und elektrischem Strom alles das bietet, was man gemeinhin als menschenwürdig bezeichnet. Aber in diesen Immobilien gibt es wohl zu viele solcher Bewohner, die aus ihren Wohnungen und der gesamten Wohnanlage einen "Saustall" machen. Vermüllung, Verkotung, Entsorgung von Sperrmüll aus dem Fenster und anstecken desselben gehört dabei zum normalen Wohnverhalten. Pikant ist, dass die Wohnanlage in der Groner Landstrasse 9a-d zum Teil in Stufen erbaut ist, so dass der aus dem Fenster geworfene Müll dann auf dem Dach einer niedrigeren Stufe landet. Feuerwehr- und Polizeieinsätze sind dort gleichsam an der Tagesordnung.

Bis jetzt hat sich die Stadt als unfähig erwiesen, diesen Zuständen ein Ende zu bereiten. Dass etwas getan werden muss, darüber sind sich freilig alle einig. Aber man will den Bewohner:innen dort natürlich auch nicht unhöflich gegenübertreten.

Damit noch einmal zurück zu unserer eigenen Unterkunft. Hier ist vor wenigen Tagen Ordnung geschaffen worden. Wie das? Nun, die Gärtner waren da. Ich habe doch schon mehrmals im Blog von dem üppigen Grün vor unseren Fenstern gesprochen, welche zum Innenhof hinausgehen. Die Ehrfurcht gebietenden Baumkronen hier herum, von denen unsere Weide ihre Zweige buchstäblich zum Fenster hereingestreckt hat. Ein herrlicher Zustand, den wir liebevoll "unsere grüne Hölle" genannt haben. Nun haben die Gärtner (wohl auf Geheiss der Vermietergesellschaft) ganze Arbeit geleistet und die unbotmässig ins Kraut geschossenen Baumkronen mit der Säge auf ein ordentliches Mass zurück beschnitten. Sogar die Vögel zeigen sich enttäuscht, dass ihnen Sitzplätze verloren gegangen sind.

Aber - wie um ein winzig kleines Zeichen des Protests zu setzen - hat der Löwenzahn vor unserer Haustür, zwei leuchtend gelbe Blüten im Dreck zwischen Kopfsteinpflaster und Eingangsstufen erstehen lassen (s. Bild oben). Das ist Optimismus, uns zum Ansporn.
Löwenzahn am Hauseingang. Foto: E. Haerter
Hier die Stelle nochmal in Grossaufnahme.
Die Natur macht es vor. Blühen in aussichtsloser Lage...

In diesem Sinne...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 80)

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Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 10.06.2025, Dienstag |
Campus Uni Göttingen mit Inst. f. Demokratieforschung. Foto: E. Haerter
Im Bild heute (Foto von mir) das Institut für Demokratieforschung am Campus der Uni Göttingen, liebe Leserinnen und Leser. Ich denke, dass es dort viel zu tun gibt, denn Forschung soll ja im allgemeinen in die Zukunft wirken und nützlich sein.

Wir sagen im Untertitel unseres Blogs: "Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden". Aber was ständig dasteht, wird auch schnell nicht mehr wahrgenommen und kann leicht zur unbeachteten Floskel werden.

Fast hätte man vergessen, wie nötig bei uns in Deutschland der Kampf für die Demokratie ist. Wir experimentieren ja immer noch. So ganz ist das Demokratiebewusstsein doch noch nicht als Selbstverständlichkeit in unseren Genen verankert. Das wurde mir heute Morgen wieder einmal erschreckend bewusst, als ich im Morgen-Newsletter der NZZ den Kommentar von Nathan Giwerzew las. Hier ein Auszug:

NZZ - Der andere Blick am Morgen, 10.06.2025 Zitat aus Kommentar von Nathan Giwerzew:

"In keinem anderen liberalen Rechtsstaat der westlichen Welt beobachtet ein Geheimdienst zugelassene politische Organisationen und mischt sich mittels öffentlicher Stellungnahmen in den Parteienwettbewerb ein. Freiheitliche Demokratien kennen keine Behörde, die darüber befindet, ob eine legale Partei extremistisch ist oder nicht. Sie überlassen es den Teilnehmern des demokratischen Wettstreits und der Öffentlichkeit, darüber zu urteilen."

Es ist gut, dass uns das von einer ausländischen Zeitung einmal wieder ins Gedächtnis gerufen wird. Leider muss man aber davon ausgehen, dass eine solche Mahnung, die für unser Land doch eigentlich peinlich sein müsste, bei den Verantwortlichen keine besondere Wirkung hervorrufen wird. Vielmehr wird es dabei bleiben, dass eine überdeutlich abgewählte Partei danach trotzdem wieder mitregiert (mit etlichen Ministerposten), so als ob nichts wär, und egal wie die Wähler entschieden haben. Während die stärkste Oppositionspartei von der parlamentarischen Mitarbeit so weitgehend wie nur irgend möglich ausgeschlossen wird. Dabei bezeichnen sich die für diese Machenschaften verantwortlichen Parteien selbst (offenbar ohne jede Scham) als "die demokratischen".

In der Beziehung war Hitler ehrlicher. Er kündigte an, er werde die 33 Parteien aus Deutschland "hinwegfegen". Nach seiner Logik war das der richtige Weg, denn wozu braucht es 33 Parteien, wenn eine einzige genügt?

Wir in der inzwischen weiterentwickelten Bundesrepublik Deutschland nähern uns seit der Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel mit Riesenschritten dem System der DDR an. Dieses "Gebilde" (nach Definition des früheren Bundeskanzlers Kiesinger) war eine geradezu lupenreine Diktatur, ein Unrechtsstaat wie aus dem Lehrbuch, der sich frech und dreist Deutsche Demokratische Republik nannte. Nach dem alten Lehrsatz der Werbewirtschaft, dass man die grösste Schwäche eines Produkts als seine Stärke anpreisen muss: "Pflegt die Hände schon beim Spülen".

Natürlich existiert das Problem mit den zu vielen kleinen Parteien wirklich. Deswegen gibt es ja die 5-Prozent-Hürde, um das Parlament arbeitsfähig zu halten. Undemokratisch wird es jedoch, wenn man eine grosse Partei mit Tricks und Spielchen ausgrenzt. Deswegen haben die de facto Kartellparteien ja den Verfassungsschutz auf die AfD angesetzt, damit diese Partei diskreditiert wird und in der Folge, rechtzeitig vor den nächsten Wahlen, verboten werden kann.

Die haben sich natürlich auch klargemacht, dass sie sich beeilen müssen. Denn wenn die AfD einmal die anderen Parteien zur Opposition gemacht hat, ist es vermutlich zu spät. Was sie sich wohl nicht klargemacht haben, oder was sie in ihrer panischen Hektik vielleicht bewusst in Kauf genommen haben, ist die Tatsache, dass sie es sind, die angeblich so "demokratischen Parteien", die fortwährend die Demokratie mit Füssen treten bei ihren verlogenen Machenschaften gegen die vorgeblichen Demokratiefeinde.

Eine absurde Situation, die nur dadurch entstanden ist, weil die politische Auseinandersetzung nicht mit absoluter Sauberkeit und Ehrlichkeit geführt wird.

Weil ihnen scheinbar jedes Mittel recht ist, die einzige Opposition, die ihnen inhaltlich wirklich gefährlich werden könnte, auszuschalten. Was ihnen mit sachlicher Auseinandersetzung nicht möglich ist.

Jetzt kann sich die AfD laut lamentierend hinstellen und - sogar mit vollem Recht - auf die anderen zeigen: "Das sind die Demokratiefeinde!"

Eine unwürdige Posse in der deutschen ungefestigten Demokratie. Die sogenannte 3. Welt lässt grüssen.

Dankenswerterweise hat die NZZ uns darauf hingewiesen, dass in einem demokratischen Staat der politische Diskurs anders laufen muss.

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 79)

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| 09.06.2025, Montag (Pfingsten) |
Trafalgar Square. Foto: E. Haerter
Es ist Urlaubszeit, liebe Leserinnen und Leser, und aus diesem Anlass beginne ich die heutige Nummer noch einmal mit einem Blick auf London. Diese faszinierende Stadt ist immer eins unserer bevorzugten Reiseziele gewesen, und ich selbst habe dort einige intensive Monate meines Lebens verbracht.

Foto E. Haerter Auf den Bildern 1 und 2 steht Ulrike neben einer Säule des Portikus' der National Gallery, die an der Nordseite des Trafalgar Square liegt. Im Bild 1 ist noch der untere Teil der Nelson Säule erkennbar mit dem Löwenbrunnen, und im Hintergrund der Clock Tower mit der Glocke Big Benn, direkt am Nordende der Westminster Bridge.

Heute ist London für uns nur noch Erinnerung, die wir aber um nichts in der Welt missen mögen. Doch wie bekannt, hat sich der Mittelpunkt unseres Lebens schliesslich von Europa weg entwickelt, und neue Ziele sind wegen unserer Tätigkeit als Tangotanzpaar zu überragender Wichtigkeit gelangt. Buenos Aires und Montevideo, die Hauptstädte von Argentinien und Uruguay, in denen zeitgleich vor ungefähr 150 Jahren die Kultur des Tangos entstand. Die Kultur mit ihrer Musik, ihrer Poesie und ihrem Tanz, die seit 2009 auf der UNESCO Liste als immaterielles Kulturerbe seiner Ursprungsländer geführt wird.

Dass wir diesen Beruf aus gesundheitlichen Gründen beenden mussten, hat uns grossen Schmerz bereitet, der bis heute anhält. Aber gegen solche Schicksalsschläge ist man machtlos. Wir haben in diesem Beruf gearbeitet, ohne nach Urlaub und Freizeit zu fragen. Wenn wir in all den Jahren gereist sind, dann war es immer in Sachen Tango. Reine Erholung war es nie. Aber trotz all der Härten und der oft sehr starken Belastung sind wir dabei glücklich gewesen und sehr traurig, als es vorbei sein musste.

Natürlich ist es uns nicht entgangen, dass es Menschen gab und gibt, auch solche in hoch qualifizierten Berufen, die froh sind, wenn sie nach mehreren Jahrzehnten endlich aufhören können, möglichst sogar in den vorzeitigen Ruhestand zu treten. Sollte uns das nicht zu denken geben?

Uns hat es etwas Entscheidendes gelehrt, besonders, wenn heutzutage ganz junge Leute, die gerade erst als Berufsanfänger ins Berufsleben eintreten, sich schon vor Beginn um die Einhaltung der "Work Life Balance" sorgen. Natürlich besteht immer die Gefahr, missverstanden zu werden, wenn man ein etwas anderes Lebensmodell vertritt, weil angenommen wird, man würde dafür plädieren, dass der Beruf alles und das Leben als solches nichts ist. Aber es geht nicht darum, den jungen Menschen ihre Freizeit, ihren Spass, ihre Lebensfreude, ihr unbeschwertes Familienleben ausserhalb des Berufs zu vermiesen oder zu missgönnen.

Ich versuche zu vermitteln und davon zu überzeugen: Wer zu den Privilegierten gehört und sich seinen Beruf aus freien Stücken selbst aussuchen kann, der sollte ihn danach wählen, was ihm wirklich Spass macht. Etwas, was ihn begeistert und innerlich erfüllt. Was soll denn das sonst für ein Leben werden. 30 Jahre lang jeden Morgen mit Widerwillen zur Arbeit gehen und nur im Gedanken an den nächsten Urlaub durchhalten? Das kann's doch wohl nicht sein. Das würde auf Dauer auch nicht gutgehen und die Familienharmonie beeinträchtigen.

Wenn der Beruf aber das Gebiet ist, das einen am meisten interessiert und erfüllt, dann ist die Arbeit auch nicht mehr nur eine lästige Unterbrechung der Freizeit, sondern geradezu eine Bereicherung und ein Teil des Sinns des Lebens. Denn der Beruf prägt ja auch die Persönlichkeit in nicht unerheblicher Weise. Als Lehrer, Jurist, Arzt, Geschäftsmann, Wissenschaftler, Handwerker, Künstler usw. nimmt man Teil an der Gestaltung der Gesellschaft. Die Freude und der Stolz etwas geschaffen, geleistet, gut gemacht zu haben und dafür Anerkennung zu erfahren, das gehört einfach zu einem erfüllten Leben dazu.

Ich wünsche keinem, sich nur als dumpfer Malocher durchs Leben quälen zu müssen. In solchen Fällen könnte ich jeden verstehen, der sich lieber mit Bürgergeld und 'ner Flasche Bier vor den Fernseher setzt.

Nachschrift zum Bild oben: Busse fahren vor der National Gallery nicht mehr. Der Platz ist verkehrsberuhigt. Stattdessen ist dort eine grosse, breite Freitreppe zum Verweilen und Gucken angelegt. Auf dem Gebäude ganz links im Bild, dem mit der runden Ecke, gehörte der Schriftzug BOVRIL früher jahrelang zur Charakterisierung des Trafalgar Square. Bovril ist ein Rindfleischextrakt, aus dem man mit heissem Wasser eine Fleischbrühe produzieren kann. Eine hoch berühmte englische Traditionsmarke. Bei uns gab's oder gibt's noch(?) ähnliches von Maggi. Lecker!?

In diesem Sinne...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 78)

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| 01.06.2025, Sonntag |
Gruene Hoelle. Foto: E. Haerter
Wir haben gerade zu Mittag gegessen, liebe Leserinnen und Leser, "auf der Terrasse", wie wir immer sagen, wenn wir bei schönem Wetter bei weit offenem Fenster essen können. Wir blicken dann nämlich direkt in die Baumkronen vor dem Fenster und geniessen die Landhausatmosphäre, obwohl wir uns mitten in der Innenstadt befinden.

Es ist so wenig, was man braucht zum Glück, auch wenn es zur Vervollständigung nur noch der Mokkaliqueur ist - als Sauce überm Schokoladeneis.

Vor 3 Tagen sprach der Frühstücksmoderator im NDR1 Radio ganz unbefangen davon, dass in Niedersachsen ab sofort mit stark vermehrten Truppenbewegungen der Bundeswehr auf den Strassen zu rechnen sei, weil im Rahmen der Nato Übungen stattfinden für die Konfrontation mit Russland, und Niedersachsen sei dann Aufmarschgebiet.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich wegen Beleidigung von Politikern vor Gericht zitiert werde, frage ich hier und heute öffentlich an dieser Stelle: Ja sind die denn alle verrückt geworden? Haben die (nur durch Verfahrenstricks ins Amt gekommenen) Verantwortlichen nun vollständig den Verstand verloren? Wollen die jetzt nach der langen, langweiligen Friedenszeit auch mal erleben, was Krieg bedeutet? Man fasst es nicht.

Die Kriegsrhetorik wird immer schriller und schamloser. Jetzt sollten sich die Parteien, die keinen Krieg mit Russland wollen und ihn auch nicht führen würden, zusammenschliessen - auch wenn sie sich ansonsten nicht ausstehen können: Linke, AfD und BSW und eine konzertierte Anti-Kriegskampagne führen. Die FDP kann man wohl nicht dazurechnen, wenn sie der dort angesiedelten deutschen Scharfmacherin Nummer 1 nicht das Handwerk legt.

Andererseits las ich kürzlich ganz zufällig auf einem der durchlaufenden Nachrichtenbänder am unteren Bildschirmrand, dass die Rüstungsindustrie für die deutsche Wirtschaft einen Aufschwung bewirken könnte. Aha, na wenn das so ist...

Krupps Geschäft boomte in der NS-Zeit so sehr, dass Hitler ihn (in seiner berühmten Rede mit den Vokalassonanzen) an die deutsche Jugend besonders rühmte: "Die neue deutsche Jugend muss rank und schlank sein, flink wie die Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl!".

Sind wir wieder so weit?

Es sollte zu denken geben, dass unsere, will sagen, die sich so massgeblich dünkenden europäischen Politiker (Frau Meloni ausgenommen) ständig von Krieg gegen Russland schwadronieren, während der (geringer geschätzte) Präsident Trump stets nur von Frieden spricht und sogar diesbezügliche Gespräche in Gang gebracht hat.

Ich habe es mittlerweile so satt, in diesem niedergehenden Deutschland den immer weitergehenden Verfall und die aufgeblasenen Machtfantasien miterleben zu müssen. Weiss mir aber gegenwärtig keinen Rat (ausser Fluchtpunkte aufzusuchen - wir sprachen schon des öfteren darüber...)

Also...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 77)

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| 25.05.2025, Sonntag |
Westminster Bridge. Foto: E. Haerter
Wer kennt diese Ansicht nicht, liebe Leserinnen und Leser, und sei es nur vom Bild oder aus den Nachrichten im Fernsehen. Die Westminster Bridge mit den Houses of Parliament. Sicher milliardenfach fotografiert und von berühmten Malern gemalt. Unter den Malern war Monet wohl der berühmteste. Er hat die Westminster Bridge zahllose Male gemalt, aus verschiedenen Perspektiven und in verschiedenen Farben. Das folgende Bild von ihm hängt in der National Gallery am Londoner Trafalgar Square. Westminster Bridge von Claude Monet

Das Foto oben habe ich irgendwann einmal im Verlaufe meines Lebens aufge­­nommen, wann genau, weiss ich nicht mehr. Aber das ist auch völlig egal, denn das Schöne an solch alten und bekannten Stadtansichten ist ja, dass sie als unverzichtbare Identifikationsmerkmale ihrer Stadt (wie auch das Brandenburger Tor oder der Eiffelturm) immer unter Denkmalschutz stehen und ohne nennenswerte Veränderungen die Jahrhunderte überdauern.

Das Original meines alten, vergilbten Fotos ist längst verschwunden, überlebt hat es in digitalisierter Form. In meinem Blog spreche ich ja gelegentlich (mit einem Augenzwinkern) von meinen "Fluchtpunkten", Stellen auf unserem Globus, die mich für Momente aus den Alltagsbedrängnissen des Lebens herausgehoben und die Seele befreit haben und das auch weiterhin tun.

Das Südufer der Themse, nahe der Westminster Bridge und dem grossen Kulturzentrum mit der Royal Festival Hall, ist so ein Ort, dessen Magie auch andere verspürt haben, nicht nur die Maler. Schon Wordsworth schrieb sein Gedicht "Upon Westminster Bridge", und der grosse italienische Dirigent Carlo Maria Giulini erzählte in einem Fernsehporträt, dass er vor Konzerten, die er in der Royal Festival Hall zu dirigieren hatte, gern zu Fuss über die Westminster Bridge zum Konzerthaus ging, um sich mit der besonderen Atmosphäre dieses Orts aufs Konzert einzustimmen.

Nun ist London sicher kein Kurort und auch kein Märchenort, sondern es ist schon immer eine der spannendsten Städte der Welt gewesen. Schon Felix Mendelssohn-Bartholdy war überwältigt von Londons bezwingender Dynamik, die es so in keiner deutschen Stadt gibt. Wer als Deutscher aus Berlin oder Frankfurt am Main nach London kommt, verfügt schon über eine gute Vorübung. Ansonsten sind erwartungsfrohe Offenheit aber auch die immer notwendige Vorsicht die richtige Haltung. London galt einmal als die sicherste Millionenstadt Europas. Das dürfte allerdings vorbei sein. Allein, Nacht, U-Bahn (in London: Tube), Strassen, Parks, weiblich, das sind so Reizworte, die auch für Deutschland und weltweit gelten. Das muss man einfach ernst nehmen und beachten. Die Londoner Taxis sind berühmt und geradezu Sehenswürdigkeiten.

London ist so genial mit herrlichen Parks angelegt, dass man lange Spaziergänge durch die Stadt, von Norden nach Süden unternehmen kann, fast nur im Grünen und kaum Berührung von stark befahrenen Strassen. Der Stadtplan gibt Auskunft.

Tolle Menschen kann man in London jede Menge treffen und kennenlernen, und als Ausgleich für eventuelle Enttäuschungen haben wir unsere Fluchtpunkte.

Wir leben in angespannten Zeiten, deshalb werde ich in folgenden Blognummern noch über ein paar weitere Fluchtpunkte sprechen. Also...

...bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




phantastische-demokraten.de - Der Blog
2. Jahrgang 2025 (Nr. 76)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 18.05.2025, Sonntag |
Im Deister. Foto: E. Haerter
Ein Landschaftsbild unserer Heimat, liebe Leserinnen und Leser. Das Foto ist von mir, es entstand im Deister, dem sanft geschwungenen Höhenzug, der zum Weserbergland gehört. Eine Landschaft, die Ruhe, Frieden und, ja, auch so etwas wie Geborgenheit ausstrahlt und in der ich das Glück hatte, einige Jahre meines Lebens verbringen zu dürfen.

Werden beim Anblick dieses Bildes nicht Heimatgefühle wach? Sofern man es heute noch wagt, sich zum Gefühl der Heimatliebe zu bekennen. Zu leicht setzt man sich doch heute der Gefahr aus, als "rechts" abgestempelt zu werden, wenn man solche altmodischen Begriffe noch verwendet. Und rechts sein, gilt als verwerflich. Der Kampf gegen "Rechts" eint die ganze Nation. Ich bekenne mich ganz offen dazu, keiner wie auch immer gearteten politischen Denkrichtung anzugehören. Ich denke als "Ich", nämlich so, wie es mir mein Gewissen und mein Verständnis von den Dingen vorgibt. Aber das allein ist schon gefährlich.

Eine gefühlte "Sprachpolizei" und mit ihr die "Gedankenpolizei" lauern überall. Und wenn über die Wortwahl auf verbotene Gedanken geschlossen werden kann, ist höchste Vorsicht geboten. Man muss natürlich wissen, welche Wörter geeignet sind, einen Menschen als "rechts" in seiner Gesinnung zu entlarven und - im schlimmsten Fall - als rechtsextrem strafrechtlich zu verfolgen.

Natürlich gibt es weder Sprach- noch Gedankenpolizei in Deutschland. Das macht vielmehr der Inland-Geheimdienst mit der offiziellen Bezeichnung Bundesamt für Verfassungsschutz, kurz: der Verfassungsschutz. Aber egal wie man die Institution nennt, allein das Ächten einzelner Worte finde ich hoch problematisch. Wer erklärt denn ein Wort zum Verbotenen? Beispiel "Remigration". Auch ich bin jetzt gefährdet, weil ich es hier geschrieben habe, der Algorithmus könnte es aufspüren, und ich fühle mich gar nicht wohl dabei. Wann klingelt bei mir der Verfassungsschutz, während unten johlende Mitglieder der vorher verständigten Antifa für Aufsehen sorgen?

Nein. Hier läuft etwas ganz gehörig schief. Der Begriff Immigration bedeutet Einwanderung. So bedeutet Remigration nichts anderes als Rückwanderung. Ist das rechtsextreme Sprache und "Abschiebung" (oder schweizerisch: "Ausschaffung") demokratische Ausdrucksweise?

Und das ist nur ein Beispiel von sehr vielen. Ich bin richtig froh, dass US Aussenminister Rubio so erfrischend offen von "Tyranny in disguise" gesprochen hat. Getarnte Tyrannei. So kann man Menschen heimtückisch fertigmachen, indem man Wörter zu Fangbegriffen erklärt und Leute damit in die Falle tappen lässt.

Die AfD ist nicht meine Partei, auch wenn sie mit vielem recht hat. Aber wie man mit ihr umgeht, das ist aus demokratischer Sicht schlimmer als grenzwertig. Wenn man versucht, das Problem ganz unbefangen zu betrachten, muss man zu der Ansicht gelangen, dass es die etablierten Parteien sind, welche die Demokratie in Deutschland schwer schädigen. Diese Tatsache müsste der Verfassungsschutz, wenn er denn unabhängig und nur der Verfassung und der Demokratie verpflichtet wäre, offenlegen.

Es mag ja sein, dass der von den deutschen Medien unisono verächtlich gemachte amerikanische Präsident Donald Trump in seinem Auftreten manchmal als recht ordinär wahrgenommen wird. Aber im Gegensatz zu den führenden europäischen Politikern (mit Ausnahme von Frau Meloni) ist Trump derjenige, der den Friedensprozess im Russland-Ukraine-Krieg zumindest in Gang gebracht hat. Von den Europäern kommt ausser einer widerlichen und unverantwortlichen Kriegsrhetorik nichts.

Und es muss laut und deutlich gesagt werden: Es ist die AfD, die sich eindeutig gegen einen Krieg mit Russland positioniert.

Diese Stimme will man mit Hilfe des Verfassungsschutzes mundtot machen. Ich warte nur noch darauf, dass das Wort "Wehrkraftzersetzung" wieder auftaucht, und alle, die sich der Wehrkraftzersetzung schuldig machen, für Jahre im Gefängnis landen - ohne Bewährung.

Wir phantastische-demokraten.de kämpfen weiter: Für ein freies, demokratisches Deutschland und für den Erhalt des Friedens.

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




phantastische-demokraten.de - Der Blog
2. Jahrgang 2025 (Nr. 75)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 04.05.2025, Sonntag |
Reichstag. Foto: E. Haerter
Ob es wohl noch einmal was wird mit der Demokratie in Deutschland, liebe Leserinnen und Leser? Zweifel sind wohl angebracht, wie wir alle wissen, und deshalb kämpfen wir ja in diesem Blog für ihren Erhalt und ihre weitere Stärkung.

Gerade vorgestern am Freitag wurde uns in den Tagesthemen im ZdF geradezu wie in einer Lehrstunde wieder einmal vorgeführt, was die gefühlte Mehrheit der Journalistinnen und Journalisten des deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunks unter Demokratie versteht. Ich weiss nicht wie die Journalistin hiess, die die Sendung moderierte und im Interview Frau von Storch von der AfD vor sich hatte. Es war aber so wie meistens, wenn den Interviewern die politische Ausrichtung einer Person nicht passt: Sofort ändern sich ihr Tonfall und ihr Stil der Fragestellung. Das ganze kippt um, aus einer sachlichen Befragung wird ein aggressives Verhör, in dem der Journalist sich als Richter aufspielt.

Auch am vergangenen Freitag bot die Journalistin wieder so ein gruseliges Schauspiel, in dem sie jedesmal wenn sie wohl befürchtete, dass die Antwort von Frau Storch die Zuschauer vielleicht überzeugen könnte, sie ihr gnadenlos ins Wort fiel und sie stimmlich mit Lautstärke zu übertönen suchte.

Wie gesagt, diese Sendung war nur ein Beispiel. Solche dunklen Stunden in der deutschen Journalistik kann man fast jeden Tag und bei allen Sendern erleben. Beim ör allerdings weit öfter als bei den kommerziellen. Aber auch die haben es in sich. Vor wenigen Tagen habe ich bei WELT eine Leserzuschrift gepostet, die mir eine Sekunde nachdem ich Senden geklickt hatte, zurückkam mit der Bemerkung, sie würde gegen die Regeln der Community verstossen, und ich sollte anders schreiben.

Also das kann niemand gelesen haben, nur ein schlampig programmierter Algorithmus, der sich an einzelnen Wörtern hochzieht und den Zusammenhang gar nicht kapiert. Im übrigen verwende ich nie unanständige Wörter. Die Algorithmen haben wahrscheinlich Reizwörter, die je nach aktueller politische Lage das Abschmettern auslösen. Ich hab's dann neu geschrieben, und dann ging's durch.

Dass die Misere des deutschen Journalismus' nicht nur mir auffällt, sieht man, wenn man in den sozialen Medien unterwegs ist. Es ist mittlerweile eine tiefe Kluft entstanden zwischen den Medienschaffenden und ihrem Zielpublikum, und das ist sehr badauerlich. Es geht ja eben nicht darum, dass wir alle dieselbe Meinung haben müssen, sondern um den fairen, demokratischen Umgang mit dem politischen Gegner.

Die Medien dürfen sich auch nicht als die Erzieher der Nation aufspielen. Der Schuss geht nämlich nach hinten los und hat zum inzwischen sehr schlechten Image der Journalistik beigetragen und die Wahlergebnisse der letzten Wahlen mit verursacht. Das permanente Verteufeln einer bestimmten Oppositionspartei hat ja erst dazu geführt, dass beim Wähler ein "Jetzt-erst-recht-Reflex" ausglöst wurde. Das, was die Journaille bezweckt hat, hat das genaue Gegenteil bewirkt.

Den undemokratischen Unsinn, den die "Kartellparteien" (wie der Volksmund sie mittlerweile nennt), mit der AfD getrieben haben (und treiben), ist ja so haarsträubend, dass sich US Vizepräsident Vance und Aussenminister Rubio nicht mehr zu scheuen brauchten, das alles vor der Weltöffentlichkeit auszusprechen. Verheerend für das einstige Ansehen Deutschlands. Inzwischen haben das ja auch einige Vernünftige in anderen Parteien eingesehen und fordern einen sachlichen Umgang mit der AfD.

Aber zu spät. Jetzt hatten sie den Verfassungsschutz endlich so weit, dass er die AfD als Ganzes für gesichert rechtsextremistisch eingestuft hat. Was immer auch damit gemeint ist. Irgendwann werden sie es öffentlich sagen müssen, denn je mehr Stimmen die AfD bekommt, desto schwieriger wird das Verbot.

Nur mal als Gedankenspiel angenommen, die AfD bekäme 60% (oder auch nur 52%) der Stimmen. Sie dann zu verbieten, würde auf die Diktatur einer Minderheit hinauslaufen. Überhaupt rühren wir mit solchen Gedanken an die Grundlagen der Demokratie, weil die Volksherrschaft impliziert, dass sie prinzipiell mit einer Riesenmehrheit auch die Verfassung ausser Kraft setzen könnte.

Davor graust mir auch. Ich will, dass unser Grundgesetz erhalten und geschützt wird. Dafür kämpfe ich. Wenn die AfD nachweislich nicht vorhat, das GG (und den Rechtsstaat) anzugreifen, dann müssen sich die Verfassungsrichter sehr schwer damit tun, sie zu verbieten. Und wenn die AfD nicht verboten wird, dann hat sie ein Anrecht darauf, von den anderen nach den Regeln der Demokratie behandelt zu werden.

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




phantastische-demokraten.de - Der Blog
2. Jahrgang 2025 (Nr. 74)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 01.05.2025, Donnerstag |
Foto: E. Haerter
Was für ein Bilderbuchtag, dieser 1. Mai 2025, liebe Leserinnen und Leser. Der Himmel blau, die Temperatur mit 22 Grad fast sommerlich, die Luft sanft. Wo immer möglich, hatte sich die Stadt mit rosa Blüten geschmückt, wie hier vor dem Gebäude in der Lange Geismarstrasse, in dem ich mehrere Jahre lang meinen bibliohekarischen Dienst versehen habe als dort Teile der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen untergebracht waren. Ganz oben in der Rundung hatte ich mein Büro.

Nach Fertigstellung des Neubaus der SUB Göttingen am geisteswissenschaftlichen Campus war dann die Raumnot beseitigt, und wir konnten wieder ins Historische Bibliotheksgebäude an der Prinzenstrasse zurück umziehen.

Ich habe mich gefreut, das Gebäude durch die rosa Blüten in gutem Zustand zu sehen, denn das ist in Göttingen nicht selbstverständlich. Unser heutiger Spazierweg führte uns auch am Ethnologischen Institut und Museum der Universität vorbei, dessen bedeutende Bibliothek auch einmal von einem Familienmitglied von uns geführt wurde. Hier ein Archivbild des Instituts Foto: E. Haerter. In seinem heutigen Zustand mochte ich es nicht zeigen, denn dieses Institut mit seiner berühmten ethnologischen Sammlung ist seit Jahren offenbar dem Verfall preisgegeben. Ein schiefer Bauzaun aus Draht sperrt das Gelände zum Umfeld hin ab, die herrliche Gartenanlage mit den alten Bäumen drum herum verlottert. Das gesamte Ensemble könnte ein besonderer musealer und städtbaulicher Anziehungspunkt sein und zum Verweilen einladen. Aber offensichtlich besteht weder seitens der Universität noch seitens der Stadt ein Interesse daran. So reiht es sich in die zunehmende Zahl der Göttinger Dauerschandflecken ein. Niedergang wohin man schaut. Politiker und sonstige Verantwortliche, die so mit unserer Heimat und unserem kulturellen Erbe umgehen, sollten sich selbst fragen, ob sie zu Recht ihre Posten innehaben.

Auf dem Rückweg war der Marktplatz gut gefüllt mit einer Menschenmenge, die ein Meer roter Fahnen mit sich führte, während eine Frauenstimme laut irgendwelche Parolen kreischte. Manche der roten Fahnen waren in der linken oberen Ecke mit dem Zeichen Hammer und Sichel versehen und stellten damit die Flagge der ehemaligen Sowjetunion dar. Das sollte wohl zeigen, dass die Fahnenträger die damaligen Zustände in Russland für die erstrebenswerten hielten. Na ja, sie müssen ja auch nicht wirklich in solch einem System leben (das dann ja auch 1989 im gesamten damaligen "Ostblock", von der Bevölkerung erzwungen, zusammenbrach).

Wir dagegen sahen zu, dass wir der lärmenden Szene schnell entkamen und zu Hause anlangten. Dort genossen wir alsbald unser einfaches aber schmackhaftes 4-Gang-Menü: 1. Gekühlte Wassermelone; 2. Gemüsenudeln mit Rind-Hackfleischbällchen; 3. Pellkartoffeln mit Quark und Tomate; 4. Schokoladeneis mit Mokka-Liqueur als Sauce. Als Getränk gab's einen leichten französischen Weisswein.

Natürlich ist uns bewusst, dass dieses Essen weder die Forderungen der Veganer, nicht einmal die der Vegetarier erfüllte. Aber wir essen und trinken, sind und bleiben selbstbestimmt.

Deshalb...

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 73)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 27.04.2025, Sonntag |
Foto: E. Haerter
Innerhalb weniger Tage war geradezu explosionsartig das frische Aprilgrün herausgekommen und erfreut nun an der alten Stadtmauer das Herz der vom langen, trockenkalten Winter erschöpften Spaziergänger. So üppig strotzend und saftig dunkelgrün eingehüllt, hatte man die Stadt viele Monate lang nicht mehr gesehen.

Anton Bruckner Aber damit ist das Glück noch nicht vollkommen, liebe Leserinnen und Leser. 3Sat brachte gestern zur besten Sendezeit eine 2024 im Bruckner Konzerthaus zu Linz aufgezeichnete Aufführung der 7. Sinfonie in E-Dur von Anton Bruckner (Bild) aus Anlass seines 200. Geburtstags. Es spielten die Wiener Philharmoniker unter Leitung von Zubin Mehta.

Um es gleich vorweg zu nehmen, es war ein grandioses Konzert mit einer überwältigend schönen Interpretation von Bruckners beliebtester Sinfonie. Die Wiener Philharmoniker wurden ihrem Ruf als eines der Welt-Spitzenorchester mehr als gerecht, und der 87-jährige Zubin Mehta dirigierte (verständlicherweise sitzend) das gewaltige Werk auswendig und mit der ganzen Souveränität seiner Lebens- und Berufserfahrung.

Wenn man selbst nicht mehr oft die Konzertsäle der Welt aufsuchen kann, dann ist das Fernsehen ein sehr demokratisches Medium, um an einem Konzert quasi live teilnehmen zu können. Wenngleich das Fernsehen sicher nicht vollständig das Gemeinschaftserlebnis Konzertsaal ersetzen kann. Dieser Abend hat sich jedenfalls sehr gelohnt, zumal die Bild- und Tonregie ebenfalls vom Feinsten waren. Sie unterstützten perfekt die transparente, filigranartige Interpretation Zubin Mehtas. Insgesamt war diese 7. Brucknersinfonie ein nachhaltiges Klangerlebnis, das in der Erinnerung bleibt.

Man muss hin und wieder mal dem tristen Alltag entfliehen. Fluchtpunkte aufsuchen, wie ich immer sage. Kriegsgeschwätz, Krankheit und sonstige Unbill hinter sich lassen und der Seele Erholung gönnen. Zu dem Zweck kann ich die klassische Musik nur wärmstens empfehlen.

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 72)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 21.04.2025, (Oster-)Montag |
Foto: E. Haerter
Der Osterspaziergang, besonders der am Ostermontag, ist auch immer ein Anlass für Reflexionen, liebe Leserinnen und Leser. So ging es auch schon dem Dr. Faust, als er zu Ostern mit seinem Assistenten Wagner unterwegs war (Goethe, Faust I).

Uns zog es heute hinaus in Richtung Cheltenham-Park, dem früheren Albani Friedhof (wo das Grabmal von Gauss steht). Im Bild oben die Stadthalle von Göttingen, unser Konzerthaus, für dessen Erhalt ich jahrelang mitgekämpft habe (s. Blog Nr. 66). Rechts im Bild der Rand des Cheltenham-Parks, benannt nach der Göttinger Partnerstadt in England.

Unser letzter Besuch hier lag lange zurück, umso mehr haben wir das aus Büschen und Bäumen spriessende, frische Grün genossen. Nur der Allgemeinzustand des eigentlich wunderschönen Parks löste Entsetzen aus. Viele alte Bäume waren gefällt worden, die Anlage ums historische Rohns'sche Badehaus verlottert, der sogenannte Schwänchenteich, auf dem es zwar nie Schwäne aber immer reichlich glückliche Enten gegeben hat, liegt ausgetrocknet da. Vor vielen Monaten sollte er (nach meiner Kenntnis) nur gereinigt werden. Aber das war vielleicht nur eine Ausrede. So wie es aussieht, soll das wohl eine der berüchtigten, für Göttingen typischen, Dauerbaustellen werden, auf denen es nie wirklich weitergeht, und mit der daraus folgenden Langzeitbeeinträchtigung der Lebensqualität für die Bürger.

Nun, wenigstens suggerieren Baustellen immer, dass dort eine Verbesserung zumindest geplant ist. Viel schlimmer sind die weit über die Stadtgrenzen Göttingens hinaus bekannt gewordenen Slum-Immoblilien, die sich inzwischen in einem unteren Drittweltzustand befinden. Zwar sehr grosse Wohngebäude, aber doch mit ordentlichem bürgerlichen Komfort, die man zu moderatem (zum Teil sogar gehobenem) Mietzins jeder deutschen Familie hätte anbieten können. Und so war es auch am Anfang. Ein guter Bekannter von uns, promovierter Wissenschaftler, hat dort gerne gewohnt.

Inzwischen sollen in dem schlimmsten Wohnkomplex die obersten 5 Stockwerke für unbewohnbar erklärt werden.

Wer mich kennt, weiss, dass der Ausdruck "links-grün versifft" nicht zu meinem eigenen Ausdrucksrepertoire gehört. Im Verlauf meiner langen Beobachtungszeit in der sozialpolitischen Wirklichkeit Deutschlands ist mir jedoch klargeworden, warum es zu diesem Etikett gekommen sein könnte. Es scheint so zu sein, dass in den links-grün regierten Kommunen der hohe Stand der Verwahrlosung ein besonders auffälliger ist. Wenn also grob charakterisierende Benennungen aufkommen, dann scheint die Schuld dafür eher bei einer schlechten Politik zu liegen, als bei denen, die das - vielleicht ein wenig zu brutal - aussprechen.

Nun ist das Osterfest vorbei, und die Reflexionen klingen ab. Morgen am Dienstag geht der übliche Alltag wieder los. Vielleicht sollte man heute Abend mal in die Goldberg Variationen reinhören - um selig einzuschlafen...

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




phantastische-demokraten.de - Der Blog
2. Jahrgang 2025 (Nr. 71)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 13.04.2025, Sonntag |
Foto: Festival Internacional Viva el Tango, Montevideo
Tanzen ist immer gut, liebe Leserinnen und Leser, und als Tangolehrer muss ich hinzufügen, Tanzen ist das Beste, was man sich antun kann. Tanzen ist nicht nur ein geradezu ideales Mittel um körperlich gesund und fit zu bleiben, sondern auch ein wunderbares Therapeuticum, um Belastungen und Beeinträchtigungen des seelichen Wohlbefindens loszuwerden und durch Gefühle reiner Freude zu ersetzen. Mit dem Tanz als festem Bestandteil des Lebens lebt man einfach froher - und länger

Diese Vorbemerkung musste heute einfach mal sein, angesichts der aktuellen Scheusslichkeiten, die uns von den Regierenden zugemutet werden. Die sind doch systematisch dabei, Russland wieder als Feindbild aufzubauen. Der Kalte Krieg war doch offenbar zu schön. Aber es ist ja nicht nur die Politik, die uns das Lebensgefühl vermiest. Guckt euch doch mal auf der Strasse um. Wir sind ein Volk von Alten und Gebrechlichen geworden (uns selbst eingeschlossen).
Von uns gehen keine positiven Anstösse für eine bessere Zukunft mehr aus. Leiden, Angst und Defätismus bestimmen das Denken, und als Zuflucht dienen Essen und Trinken, möglichst wenig arbeiten, viel verreisen (mit viel Essen und Trinken) und schlimmstenfalls Alkohol und Drogen. Leute, so geht's nicht. So kann man "keinen Staat machen".

Was wir brauchen, sind positive Denkansätze. Nicht: wieviel tausende Panzer, Drohnen, Geschütze, Flugzeuge, Menschen, Atomwaffen gar, brauchen wir, um einen Krieg gegen Russland führen zu können, sondern:
1. Wir wollen überhaupt keinen Krieg mehr führen. Nie wieder.

2. Wir schaffen deshalb unsere Armee ab und zeigen damit der Welt, dass wir gar nicht in der Lage sind, in ein anderes Land einzudringen.

3. Wir werben diplomatisch bei all den Ländern, die uns potenziell als Gegner betrachten, darum, sich unserem Denken anzuschliessen und ebenfalls der kriegerischen Auseinandersetzung mit uns zu entsagen.

4. Natürlich müssen wir angesichts der weltweiten Migrationsbewegung dafür sorgen, dass unsere Grenzen nicht unerlaubt von ungebetenen Gästen überschritten werden. Das machen übrigens alle Länder der Welt so, und das hat auch nichts mit Fremdenfeindlichkeit, Rassismus oder sonst irgend einer unterstellten "Feindlichkeit" zu tun.

5. Unser neuer Bundesgrenzschutz, den es bekanntlich (in seiner ursprünglichen Form) von 1951 bis 1975 schon gab und der danach als Bundespolizei weitergeführt wurde, muss so effizient ausgestattet, ausgerüstet und ausgebildet werden, dass er seiner Aufgabe zu Lande, zu Wasser und in der Luft hoch wirksam gerecht werden kann.
Das Personal der aufgelösten Bundeswehr wird umgeschult und in den Bundesgrenzschutz übernommen.

6. Da in unserer Zeit leider nicht mehr ausgeschlossen werden kann, dass Angriffe auf unser Territorium mit ferngelenkten Waffen ausgeführt werden könnten, muss ein neuer Bundesgrenzschutz selbstverständlich mit entsprechenden Abwehrwaffen ausgestattet sein.

7. Zudem müsste (lediglich zum Zwecke der Abschreckung) eine Einheit aufgestellt werden, die ebenfalls über solche Kampfmittel verfügt, dass für den potentiellen Angreifer ein allerhöchstes Risiko besteht.

Inzwischen empfehle ich aus den eingangs beschriebenen Gründen, zu tanzen. Musik mit dem eigenen Körper in Bewegung umzuwandeln und zu interpretieren, reinigt und stärkt Körper, Geist und Seele. Durch den Tanz werden Bereiche des Gehirns aktiviert, die Empfindsamkeit und künstlerische Kreativität fördern. Solche Menschen braucht unser Land für seine Friedensfähigkeit.

Das heutige Titelbild (ein offizielles Foto des jährlichen Festival internacional Viva el Tango, Uruguay) zeigt Ulrike und mich bei einem Auftritt im Cabildo von Montevideo.
Das Cabildo ist in etwa vergleichbar mit unserem alten Rathaus.

Wir haben fast alle unsere Auftritte improvisiert getanzt und (ausser in besonderen Einzelfällen) nicht vorher choreographiert und einstudiert.
Heute sind bei Showtanzpaaren sehr oft Anleihen beim Eiskunstlauf oder dem Zirkus erkennbar, mit zum Teil atemberaubenden artistischen Darbietungen. Abgesehen davon, dass wir so etwas gar nicht gekonnt hätten, haben wir immer auf die unvergleichliche Aussagekraft des traditionellen Tangos gesetzt und hatten Erfolg damit. Der Tango muss nämlich nicht aufgemotzt werden, er ist als solcher, sofern er gut getanzt wird, bereits in seiner Reinform bühnenfähig.

Uruguay ist neben Argentinien Ursprungsland des Tangos. Über unsere Art ihn zu tanzen schrieb die Festival-Leitung nach unserem ersten Auftritt ins Folgeprogramm:
Su Show une la riqueza de Tango
tradicional con la estética
generada por los movimientos tangueros
del norte de Europa.


(Ihre Show vereinigt den Reichtum des traditionellen Tangos mit der Ästhetik der Tangobewegungen aus Nordeuropa.)

Und nun zum Schluss noch Musik. La Puñalada ein Tango in Form einer Milonga, die wir unzählige Male getanzt haben, und die aus unseren Kursen nicht wegzudenken war. Es spielt das Orquesta Juan D'Arienzo.

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 70)

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Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 11.04.2025, Freitag |
Johanniskirchtuerme, Foto: Eckart Haerter
Als ich eben meinen Blick über unsere Vorräte schweifen liess, liebe Leserinnen und Leser, Wasser aus Deutschland, Weisswein aus Frankreich, Oliven aus Spanien, Tomaten (die wie erlesene Pralinen in hübschen Geschenkschachteln angeboten werden) ebenfalls aus Spanien, Käse aus Holland, Frühkartoffeln aus Zypern, dachte ich: eigentlich geht es uns doch gut, wir können glücklich sein.

Natürlich gehört zum wahren Glück noch etwas mehr, denn "der Mensch lebt nicht vom Brot allein", wie uns schon Jesus lehrte. Ein sehr wahrer Satz, egal, ob wir jetzt gläubig sind oder nicht.

Neulich war der Rattenbekämpfer da, um die Köderbehälter im Garten zu kontrollieren. Ein stattlicher Mann, sichtbar und hörbar mit Migrationshintergrund (ich habe ihn aber nicht nach seinen Wurzeln gefragt), als plötzlich die Glocken von St. Johannis (Bild oben) zu läuten begannen. Dadurch inspiriert, wollte er wissen, ob ich religiös sei. Ich sagte: Ja, sehr, aber privat, ich gehöre keiner organisierten Religionsgemeinschaft an. Nun, ihm schien meine Antwort zu gefallen, worauf wir das Thema wechselten. Gelebte Toleranz.

Es ist ja bekannt, dass die christlichen Kirchen seit langem einen starken Mitgliederschwund zu verzeichnen haben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Tatsache ist aber auch, dass dadurch kein Vakuum entstanden ist.

Längst haben sich andere Organisationen aufgetan, die mit den früheren Mitteln der Kirchen versuchen, Anhänger für ihre erdachten Heilslehren anzusammeln und an sich zu binden.

Die Methode ist relativ einfach. Man muss zuerst versuchen, den Mitmenschen durch Beschwören von Horrorszenarien Angst einzujagen und es schaffen ihnen Schuldgefühle einzureden, dergestalt, dass sie durch ihre Art zu leben und zu sein Schuld tragen. Sie sind Schuldige geworden. Doch Erlösung ist möglich, aber nur mit dem richtigen Glauben.

So vereinfacht ausgedrückt arbeiten heute zum Beispiel politische Parteien, verschiedene NGOs oder auch als aggressiv gewalttätiger Arm die Antifa. Es ist, wie früher bei der Kirche, eine Machtfrage. Der Glaube bzw. die Gesinnung ist das Mittel, um Menschen zu entmündigen, zu Mitläufern zu machen und Abweichler zu bestrafen.

Es geht darum, die eigene Gesinnung als die moralisch überlegene, höherstehende zu etablieren und alle anderen als moralisch minderwertig und diese in immerwährender Wiederholung (auch und besonders durch willfährige Medien) als Rechtsradikale, Rechtsextreme, Nazis, Rassisten, Populisten mit der Abscheu der "Anständigen" zu belegen.

Wobei es dann keineswegs so ist, dass die Funktionäre in dem von ihnen vorgeschriebenen Lebenswandel vorbildlich vorangehen oder dass sie zu ihren vorgeblichen Idealen stehen. So propagieren die früher angeblich pazifistischen Grünen heute auch eine Wehrpflicht für Frauen. Da kann ich den Frauen nur zurufen:
Werdet schwanger, so oft ihr könnt!

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 69)

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| 06.04.2025, Sonntag |
Aprilgruen vor Johanniskirchtuermen, Foto: Eckart Haerter
Strahlende Sonne, trockene, kalte Luft, 5 Grad C und dazu Trockenheit ohne Ende. Das ist seit Wochen das Wetter hier in der Heimat, liebe Leserinnen und Leser. Aber die Natur lässt sich nicht beirren und schickt, zögerlich noch, das frische Aprilgrün hinaus, so wie im heutigen Titelbild vor den Türmen der Johanniskirche in Göttingen. Das Bild ist von heute, ganz aktuell.

Natur und Kunst, das sind die hauptsächlichen Fluchtpunkte für den Menschen, der angesichts dessen, was an Schrecklichem um einen herum passiert, nicht verzweifeln will.

Walter Savage Landor (1775-1864) hat das schon vor 200 Jahren so treffend in seinem Vierzeiler Finis ausgedrückt. Das kleine Gedicht sollte man sich, besonders wenn man fortgeschrittenen Alters ist, durchaus öfter mal vor Augen führen:

Finis
I strove with none, for none was worth my strife.
Nature I loved and, next to nature, art.
I warmed both hands before the fire of life,
It sinks, and I am ready to depart.

Bei uns, Ulrike und mir, sind die Fluchtpunkte im Bereich der Kunst vor allem die klassische Musik und der Tango Argentino, in dem wir selbst 30 Jahre lang aktiv waren. Nähere Auskünfte dazu gibt es in unserer Homepage https://www.haerter-tango.info.

Viele Menschen, die als Teil eines Tangotanzpaars einmal die Freiheit des Tango Argentino erlebt und seine unendlichen kreativen Möglichkeiten erfahren haben, kommen von dieser Kultur nicht mehr los und begreifen sie nicht selten als einen neuen Lebensinhalt, der Kräfte freisetzt, die sie bis dahin bei sich selbst nicht einmal vermutet hätten.

Ich wollte heute einmal nicht über all die schrecklichen Zustände schreiben, derentwegen sich unser Heimatland Deutschland in einem so schmerzlichen Niedergang befindet. Auch die Darlegung unserer Vorstellungen von Deutschlands Verhalten, wenn irgendwo auf dem Globus Krieg herrscht, muss noch etwas warten.

Hören wir doch einfach einen berühmten Tango :A Evaristo Carriego komponiert von Edmundo Rovira und gespielt vom Orchester Osvaldo Pugliese.

Evaristo Carriego (1883-1912) war ein argentinischer Schriftsteller

und damit...

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 68)

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| 30.03.2025, Sonntag |
Weidenkaetzchen vorm Fenster, Foto: Eckart Haerter
Heute im Bild die Weidenkätzchen vor unserem Fenster, liebe Leserinnen und Leser. Nach einer langen Serie strahlender Sonnentage mit wolkenlosem, tiefblauem Himmel und kalter, staubtrockener Luft, war der heutige Vormittag dunkelgrau und feuchtkalt. Die bis gestern etwas zaghaft dahinkräpelnden Weidenkätzchen schienen auf den Feuchtigkeitschub gewartet zu haben, denn sie sind förmlich explodiert und zeigen sich jetzt in all ihrer Pracht. Ostern naht, die Zeit der erwachenden Natur, an der man sich erfreuen kann.

Ich hoffe, auch meine vorigen beiden Blog-Nummern haben Freude ausgelöst: über meinen Einsatz im Göttinger Tageblatt für das Göttinger Symphonieorchester und in der nächsten Blog-Nummer gegen den Wahnsinn der Kriegsvorbereitungen.

Kredite in Höhe von Hunderten Milliarden Euros sollen für die Aufrüstung aufgenommen werden. Etwas anderes, Neues, fällt den Regierenden nicht ein. Denn so hat es die Menschheit im Verlauf der Jahrtausende doch schon immer gemacht. Die regelmässige Abfolge von Friedens- und Kriegszeiten ist doch völlig normal. Krieg kann nun mal "ausbrechen", jederzeit, so wie ja auch Unwetter ausbrechen können. Und gegen solche Katastrophen muss man sich schützen und Vorsorge treffen.

Und zur Kriegsvorsorge gehört auch, dass man das Volk so schult und belehrt, dass es kriegswillig wird. Herr Pistorius hat das schon vor Monaten öffentlich gesagt. Immer wenn es um Krieg geht, ist das Volk der Schwachpunkt. Krieg geht eigentlich immer von Regierenden aus. Von allein würden die Bürger, wohl keines Landes, auf die Idee kommen, ein anderes Land zu überfallen, zu verwüsten und seine Menschen zu misshandeln und zu töten.

Um Menschen zu solchem barbarischen Verhalten zu befähigen, muss man sie entsprechend psychisch so stärken, dass sie von der Alternativlosigkeit des Krieges überzeugt sind und bereit, "für das eigene Land - die Heimat -" (ja, an dieser Stelle schäme ich mich nicht, eine verstohlene Träne zu zerdrücken). Für die Heimat in den Tod zu gehen und auch seine Kinder, seine Familie, sein Haus, seinen Garten, sein Auto und alles was sein ist, dafür zu opfern.

Und dazu ist es unerlässlich, dass die Regierenden die führenden Medien des Landes auf ihre Seite bekommen, was in Deutschland schon sehr zufriedenstellend gelungen ist. Und nicht nur die Medien. Auch die Defätisten, die Extremisten, Faschisten, Kommunisten - schlicht die "Hetzer" in den sozialen Medien und anderswo müssen aufgespürt und unschädlich gemacht werden.

Wie wir alle wissen, hat der demokratische Staat dazu die Mittel. Zensur findet selbstverständlich nicht statt. Aber
Längst gibt es ein Netz von Meldestellen in Deutschland:
Wo kann ich Rechtsradikale melden?
Welche Meldestellen gibt es in Deutschland?
Wo kann ich Rassismus melden?
Wo melde ich eine Volksverhetzung?

Da gibt es für jeden anständigen Bürger ein reiches Betätigungsfeld, ein Jagdrevier sozusagen.

Und weil die Regierenden im demokratischen Staat die Demokraten sind, sind ihre Gegner Antidemokraten, und gegen die haben wir den Verfassungsschutz.

In der nächsten Nummer wollen wir phantastische-demokraten.de uns mit der Frage befassen, was tun wir, wenn irgendein profilierungssüchtiger Potentat eines Landes sich anschickt, Deutschland zu überfallen und zu erobern.

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




phantastische-demokraten.de - Der Blog
2. Jahrgang 2025 (Nr. 67)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 23.03.2025, Sonntag |
Jacobikirchturm Göttingen, Foto: Eckart Haerter
Heute im Bild wieder einmal ein Foto von mir, liebe Leserinnen und Leser. Es ist der Turm der Jacobikirche in Göttingen.

Dass ich ein kirchliches Motiv gewählt habe, hat seinen Grund. Ich wurde nämlich heute Morgen von dem Gefühl heimgesucht, dass der liebe Gott nicht mehr an meiner Seite ist. Und wenn es so wäre, könnte ich es ihm auch nicht verübeln, denn ich gehöre zu denen, die seine Existenz überhaupt in Frage stellen.

In dem Punkt halte ich es übrigens wie der berühmte Literaturkritikerpapst Marcel Reich-Ranitzki (MRR), der im Interview auf die Frage: "Glauben Sie eigentlich an Gott?" antwortete:
"Ach nein" und indem er mit der Hand nach oben, gen Himmel wies, meinte: "Da izz keiner".

Der grosse Intellektuelle hatte die Fähigkeit, Dinge in sehr vereinfachter Form, aber treffend, auf den Punkt zu bringen.

Oder auch die Szene in einer Folge der englischen Krimiserie Inspektor Barnaby, als ein Reverend vor dem Altar mit seinem Herrn hadert und ausruft: "Nicht Du hast uns, wir haben Dich geschaffen!" Auch das eine sehr plausible Sichtweise.

Ich hatte auch als Jugendlicher schon meine Zweifel, wenn Gott für die Nahrung gedankt werden sollte, die er uns gegeben hat. Mein Gedanke war immer, was haben diejenigen Menschen getan, die der Herr nicht satt werden lässt?

Wenigstens steht heute auf den Koppelschlössern der Soldaten nicht mehr: Gott mit uns, und meines Wissens werden heutzutage vor dem Einsatz auch nicht mehr die Kanonen von den Geistlichen gesegnet und mit Weihwasser besprengt.

Ansonsten hat sich aber nicht sehr viel geändert. Zurzeit laufen wieder die Kriegsvorbereitungen auf Hochtouren. Aus der CDU kam der Vorschlag, auch wieder Jugendoffiziere in die Schulen zu schicken, denn je jünger die Angesprochenen, desto leichter sind sie verführbar und für das Abenteuer Soldatsein zu begeistern. Deutschland hat in dem Punkt eine reiche Erfahrung.

Bald ist wieder Ostern, die Zeit der Ostermärsche der Friedensbewegung. Haben die jemals etwas genützt? Ich selbst habe gestern den Berliner Appell unterschrieben. Dessen Motto ist ganz leicht verständlich: Nie wieder Krieg.

Leider verstehen unsere Regierenden das aber gar nicht, und die deutschen Wählerinnen und Wähler ("Die Wählenden") haben wieder mehrheitlich dieselben gewählt wie immer.

Dabei ist das alte Motto der Friedensbewegung schon seit vielen Jahrzehnten so einfach wie überzeugend:

Stellt Euch vor, es ist Krieg und keiner geht hin!

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




phantastische-demokraten.de - Der Blog
2. Jahrgang 2025 (Nr. 66)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 15.03.2025, Samstag |
Heute im Bild (unten) wieder etwas von mir, liebe Leserinnen und Leser. Es ist eine Meinungsäusserung zu einem lokalpolitischen Thema, das meines Erachtens in seiner Bedeutung weit über die Grenzen Göttingens hinausgeht. Erschienen heute im Forum des Göttinger Tageblatts:
Aus dem Göttinger Tageblatt vom 15.03.2025

Ich glaube, die Problematik erschliesst sich vollständig aus meiner Veröffentlichung. Wir kennen alle Seiten des kulturellen Spektrums. So haben wir viele Jahre lang auch im soziokulturellen Umfeld gearbeitet und wurden von den meisten (nicht allen) dort angesiedelten Kräften wie ekle Gegner behandelt. Für diesen Ruf genügte es, dass man sich zum Tangotanzen nun mal nicht unbedingt im Gammel-Look begibt. Das schlimmste Schimpfwort ist dann das Wort "elitär".

Ähnliches geschah, als einflussreiche Kräfte des politischen Spektrums den Abriss der erst 1964 erbauten Göttinger Stadthalle forderten. Deren Makel bestand darin, dass dort klassische Musik aufgeführt wird, und die ist - natürlich - "elitär".

Wie viele andere auch, habe ich lange Zeit für den Erhalt der Stadthalle gekämpft, und wir haben schliesslich gewonnen. Jetzt geht es wieder los. Nun soll das Göttinger Symphonieorchester aus der Stadthalle verbannt werden, weil die Miete zu teuer ist. Am liebsten würde man das (1862 gegründete) Orchester ganz auflösen. Auch jetzt wird versucht, in Teilen der Bevölkerung Antipathie gegen die vorgeblich "Elitären" zu schüren, für deren Vergnügen man keine Steuergelder verschwenden sollte.

Ich glaube es ist verständlich, dass es sehr schwer ist, den für solche Argumente zugänglichen Mitmenschen den Wert von Sinfonieorchestern und klassischer Musik begreiflich zu machen.

Natürlich werden wir weiter kämpfen. In einer Stadt, die Nobelpreisträger und andere weltbekannte Wissenschaftler beherbergt, sollte es gelingen, den Kulturfremden nicht das Feld zu überlassen.

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




phantastische-demokraten.de - Der Blog
2. Jahrgang 2025 (Nr. 65)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 09.03.2025, Sonntag |
Platane an Berliner Str. Foto: Eckart Haerter
Heute im Bild wieder ein Foto von mir, liebe Leserinnen und Leser. Eine Platane an der Berliner Strasse in Göttingen. Das Bild ist so symbolträchtig für Beständigkeit inmitten des ewigen Wandels der Natur, dass ich es öfter verwende. Dieser prachtvolle alte Baum ist seit Jahrzehnten einer meiner besten Freunde, und er enttäuscht mich nie.

Heute sind seine Zweige noch kahl, aber die zurzeit sehr stark strahlende Sonne lässt mit Macht den Frühling erahnen. Mit allen Sinnen spürt man, was Mörike 1832 dichtete:
[...]
"Veilchen träumen schon, wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton
Frühling, ja du bist's, Dich hab ich vernommen!"

Das kleine Meisterwerk kennen sicher alle noch aus der Schule. Falls vergessen, mit Google ist es in Sekundenschnelle auf dem Bildschirm. So gut hatten wir es in unserer Schülerzeit nicht. Alles musste man sich aus Büchern, vor allem aus gedruckten Nachschlagewerken mühsam erarbeiten. Aber auch das hat Spass gemacht. So wie es auch grossen Spass gemacht hat, den Tango Argentino zu entdecken und ihn sich zu erarbeiten, als es in Deutschland praktisch noch keine originale Tangomusik und kaum Literatur zum Thema Tango zu kaufen gab.

Bibliographie, zu wissen wo etwas steht, in welchem Nachschlagewerk man Gesuchtes findet, das war eine der Hauptkünste der Bibliothekare. Und dann war auf einmal all dieses Wissen überflüssig, weil nicht mehr nötig. Die Digitalisierung macht ganze Berufsbilder obsolet (und schafft doch auch wieder neue). Der Wandel in der Berufs- und Arbeitswelt ist so dramatisch, dass praktisch kein Beruf davon unberührt bleibt, auch die am höchsten qualifizierten nicht. Es ist so, wie es schon immer war: Alles ist im Fluss...

Ja, sogar künstlerische Tätigkeiten werden zunehmend von künstlicher Intelligenz und entsprechenden Maschinen übernommen werden können. Im Stil von Monet zu malen oder in Mozarts Stil zu komponieren oder zu dichten wie Mörike, wird für die KI immer realistischer.

Da fragt sich insgeheim doch jeder, der mehr oder weniger qualifiziert arbeitet, wann bin ich dran? Wann wird mein Können nicht mehr gefragt sein?

Bei unserer eigenen Tätigkeit als Tangotänzer und Tangolehrer, wird die Lehrtätigkeit sicher sehr bald nicht mehr von schwitzenden Menschen durchgeführt werden müssen. Avatare könnten in Videos die kompliziertesten Figuren in jedem gewünschten Detail, jedem gewünschten Tempo und in unendlich vielen Wiederholungen perfekt darstellen. Und wer den Tango kennt, weiss, dass diese Tanzkultur eine ungezählte Menge an Figuren aufweist, mit zum Teil unerhörter Vertracktheit und Schwierigkeit, die kein Tangolehrer in Gänze beherrschen kann.

Beim Tangotanzen geht es nicht primär um die Anzahl an komplexen Figuren, sondern einzig und allein darum, die Musik im Augenblick des Tanzens glaubhaft und überzeugend - als Paar in einem kreativen Akt - in die typischen, faszinierenden Bewegungen des Tangos einzuverwandeln. Am Rio de La Plata spricht man von der Pinta, von dem authentischen Ausdruck, den das Tanzpaar kraft seiner eigenen Individualität rüberbringt. Wenn man das schafft, hat man die Zuschauer gewonnen und ihre Sympathie.

Ähnliches vermag ich derzeit nur in der Tätigkeit von Schauspielerinnen und Schauspielern zu erkennen. Bei denen geht es auch darum, eine Rolle mithilfe ihrer eigenen Individualität zu verkörpern und glaubhaft auszufüllen.

Beim Tangotanzen kommt aber noch hinzu, dass die Tanzpaare sich mit einer kreativen Freiheit bewegen können, die rollengebundene Schauspieler nicht haben. Beim Tangotanzen gibt es keine vorgeschriebenen Figuren, sondern die Tanzpaare lassen sich während des Tanzens intuitiv und kreativ von der Musik und dem Rhythmus in die Figuren und Bewegungen des Tangos leiten, die ihnen die Musik eingibt.

Fehlt zum Schluss nur noch das "Bekenntnis" der Tango Confesión.

Confesión, Tango 1931
Musik: Enrique Santos Discépolo
Text: Enrique Santos Discépolo / Luis César Amadori
Es spielt das argentinische Conjunto La Chicana mit der Sängerin Dolores Solá

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




phantastische-demokraten.de - Der Blog
2. Jahrgang 2025 (Nr. 64)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 02.03.2025, Sonntag |
Foto: Eckart Haerter Heute im Bild eine Landschaftsansicht aus der Gemeinde Friedland bei Göttingen, liebe Leserinnen und Leser. Die Landschaft unserer Heimat.

Hier kamen zwischen September 1955 und Januar 1956 die letzten freigelassenen deutschen Kriegsgefangenen aus Russland an.
Sie hatten, manche noch viel länger als 10 Jahre, in Russland für den Krieg büssen müssen, den die meisten sicher nicht gewollt hatten.

Jetzt ist wieder Krieg in Europa. Diesmal hat ihn aber nicht Deutschland angefangen, sondern Russland, und Deutschland hat die Pflicht, alles Menschenmögliche zu tun, um in diesen Krieg nicht hineingezogen zu werden. Krieg mit deutscher Beteiligung darf es nie mehr geben, auch wenn die ehemals angeblich pazifistischen Grünen nun zu den eifrigsten Kriegstrommlern gehören.

Was aber, wenn ein anderes Land sich anschickt, mit seinen Staatsangehörigen (oder auch angeworbenen anderen) die Grenzen unseres Landes gewaltsam zu überschreiten?
Für den Fall brauchen wir natürlich wieder (wie zwischen 1951 und 1955) eine vorzügliche Grenzpolizei, den Bundesgrenzschutz, der illegale Grenzübertritte verhindert - mit allen dafür notwendigen Mitteln.

Sollte der Angriff, so wie heute üblich, mit Drohnen und Raketen erfolgen, mit denen unsere Städte in Schutt und Asche gelegt werden sollen, dann brauchen wir selbstverständlich ähnliche und möglichst noch viel bessere solcher Waffen, die geeignet sind, jeden Machthaber abzuschrecken, der beabsichtigt, unser Land in feindlicher Absicht zu betreten.

Dies alles im Rahmen der Grenzsicherung unseres Landes zu Lande, zu Wasser und in der Luft, ausgeübt durch die Elite-Polizeitruppe Bundesgrenzschutz.

Eine Armee, die mit zig-Tausenden in ein anderes Land einrücken könnte, soll es nicht mehr geben. Deutschland ohne Militär, dem Frieden verschworen, lediglich mit einem stationären Bundesgrenzschutz zur Sicherung der Unversehrtheit unseres Landes.

Die Botschaft muss sein: Wer schiessen will, soll schiessen, aber Deutschland macht nicht mit.

Allerdings sind alle heutzutage möglichen, spiessigen Bundesregierungen nicht fähig, strategisch neu zu denken. Alles geht immer wieder nach den ganz alten Mustern. Deswegen wird auch der hemdsärmelige und oft nicht sehr feinsinnig auftretende US-Präsident Trump so gefürchtet und verteufelt. Denn der ist fähig, Weltpolitik ganz neu anzugehen. So neu und so energisch, dass die Europäer in Schockstarre verfallen sind.

Das einzig Vernünftige, was ich in letzter Zeit von einem deutschen Politiker gehört habe, war die Aussage von Herrn Habeck, dass die Grünen einen Hang zur "moralischen Überheblichkeit" gehabt hätten. Eine bitter notwendige und überfällige Selbsterkenntnis. Denn dieses angemasste Bewusstsein, einer moralisch höherstehenden Instanz anzugehören, war ja bisher einer der Gründe für den Erfolg dieser Partei gewesen. Von dieser Attitüde haben sich alle anderen deckeln lassen.

Es war den Grünen gelungen, in die Lücke vorzustossen, die die Kirchen hinterlassen hatten. Grün, Klima, Vegan als Ersatzreligion mit Geboten und Verboten, Beschuldigungen und Verurteilungen. Und darüber die grünen Funktionäre als Bischöfe.

Weil es heute aber nicht mehr so einfach ist wie im Mittelalter, Menschen durch angeredete Sünden einzuschüchtern, sind ihnen grosse Teile ihrer Anhänger wieder abgewandert. Herr Habeck hat's anscheinend verstanden, aber zu spät.

Nun sollen wir also wieder dieselbe Regierung bekommen wie fast immer, z.B. in den 16 Jahren der Regierungszeit Merkel. Egal wie und was die Wähler gewählt haben. Im Notfall kann man eine Wahl ja auch immer noch "rückgängig machen". Mit diesem berühmten Zitat von Frau Ex-Bundeskanzlerin Dr. Merkel möchte ich, in satirischer Absicht, für heute schliessen.

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 63)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 22.02.2025, Samstag |
Foto: Eckart Haerter Heute im Bild die blühenden Schneeglöckchen am historischen Göttinger Stadtwall mit dem schon vor Jahrhunderten zugemauerten Rosdorfer Tor (bei genauem Hinsehen erkennbar. Foto von mir).

Schneeglöckchen, die Vorboten des Frühlings und tausendfache unschuldige Mahner der Natur für Frieden und Demokratie, liebe Leserinnen und Leser.

Die Zuwanderung aus anderen Ländern und Kontinenten hat Millionen wunderbarer Menschen nach Deutschland gebracht, die in Heilberufen und Pflege, in Restaurants, Schneidereien, Werkstätten und zahllosen anderen Arbeitsplätzen helfen, unser Land noch so einigermassen am Laufen zu halten. Dafür dürfen wir diesen neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern echt dankbar sein.

Leider hat die leichtfertige und wenig verantwortungsvolle Politik auch eine illegale Masseneinwanderung ermöglicht und gefördert, die Tote, Verletzte, Traumatisierte, Beraubte und Geschändete unter unseren Mitbürgern hinterlassen hat, und die zugleich zu einer Verrohung und Brutalisierung im gesellschaftlichen Miteinander geführt hat.

Leidtragende dieser Zustände sind alle, wir alteingesessenen Deutschen und alle anständigen Zuwanderer gleichermassen.

Morgen wird gewählt. Wenn es nach den alten, etablierten Parteien ginge, wäre alles immer so weitergegangen. Nach jedem Messermord, nach jedem Hineinrasen mit dem Auto in Menschenmengen, die gleichen Betroffenheits-Rituale. Sprechblasen des Bedauerns, Kerzen, Blumen, und die immer gleichen Teile der Bevölkerung, die nach jedem Mord voller Empörung auf Strassen und Plätzen lautstark "gegen Rechts" demonstrieren.

Deutschland ein Irrenhaus? Ja, und noch schlimmer. Während der (sich oftmals recht ordinär gebärdende) US-Präsident Trump mit seiner Offensive für Frieden begonnen hat, plärren die völlig unfähigen und machtlosen deutschen Politiker, zusammen mit ihren Journalisten der Leitmedien, in Kriegsrhetorik.

Aber jetzt soll endlich kräftig aufgerüstet werden. Gestern wurde jubelnd davon gesprochen, dass militärische Aufrüstung 50.000 neue Arbeitsplätze bringen könnte.

Gleichzeitig musste man zugeben, dass die einmal führende Technologie- und Wissenschaftsnation Deutschland heute (im Verein mit den europäischen Freunden) in der Weltraumtechnologie hoffnungslos hinter den USA, China und Indien zurückgeblieben ist.

Stattdessen krachen hier die Brücken zusammen, vermüllen die Städte, vergammeln die Schulen, schaffen es die oft hervorragenden Lehrkräfte nicht mehr, adäquat Bildung zu vermitteln, herrscht immer mehr Medikamentenmangel, weil uns die Politik von China und Indien abhängig gemacht hat.

Jetzt sollen wir sie wieder wählen. Wahlkampf ist ein sinnloses Ritual der Geldverschwendung. Denn was sie in den Jahren davor gemacht haben, das haben wir ja alle miterlebt. Dann müssen wir wohl daran glauben, dass nach dieser Wahl nun aber wirklich alles besser wird.

Es ist schon Sonntag! Na dann auf zum Kreuzchenmachen!

"Fahnen von Scharlach, Lachen, Wahnsinn, Trompeten!!"
(Georg Trakl)

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 62)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 15.02.2025, Samstag |
Foto privat Im Bild bin ich heute selbst zu sehen, liebe Leserinnen und Leser, aufgenommen in meinen jüngeren Jahren auf einem Gesellschaftsabend bei der Bundeswehr. Es ist das einzige Bild aus jener Zeit, das mich so erheitert zeigt. Auch in der Politik gibt es leider eher wenig zu lachen, meist ist einem mehr nach Weinen zumute. In dieser Woche aber musste ich angesichts der Ereignisse in der Politik an das obige Bundeswehrbild denken, denn meine Heiterkeit war nur schwer zu bremsen.

Schock, Ablehnung, ungläubiges Entsetzen, sprach aus den Mienen der ganzen Riege unserer links-grünen Fernsehjournalistinnen, als sie uns mit verkniffenem Zug um den Mund erzählen mussten, dass Herr Trump angefangen hat, eins seiner Wahlversprechen zu realisieren, nämlich den Ukrainekrieg zu beenden. Die Journalistin, die gegen 21,30 Uhr im WDR Fernsehen aus Kiyiv berichtete, verstieg sich sogar zu der kaltschnäuzig empathiefreien Bemerkung: "Schwere Zeiten kommen auf die Ukraine zu." Entlarvender geht's nicht mehr.

Was Herr Trump getan hat, habe ich in der online Ausgabe der NZZ wie folgt kommentiert:

"Unser neuer Präsident" hat getan was nötig ist, um den Krieg zu beenden: er hat sich an den Zuständigen gewandt. Die europäischen Statisten haben dabei nichts zu melden, sie können zugucken. Herr Trump hat Europa und der Ukraine einen grossen Dienst erwiesen, denn Krieg wäre das Schlimmste, was uns passieren könnte. Krieg in Europa wäre die Zerstörung der Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder. Und die Ukraine bräuchte dringend Waffenstillstand, Ruhe und Wiederaufbau.

Aber es kam noch besser. Trump schickte seinen Vize nach München zur Sicherheitskonferenz. Und Herr Vance hat ebenfalls getan, was nötig war. Er hat nicht etwa über Sicherheit gesprochen, sondern den kleinen, europäischen Laiendarstellern und Wichtigtuern erklärt, wie Demokratie geht - einfach so. Eine Sternstunde in der Politik. Und so erfrischend, geradezu ein Befreiungsschlag, dass er keinen Zweifel daran gelassen hat, dass die Europäer in ihrem derzeitigen Zustand, wenn sie Angst vor ihren Wählern haben, keine Chance haben, von Amerika anders als Statisten behandelt zu werden.

Zum Totlachen das ganze (s. Bild oben), wenn es nicht so erschütternd und traurig wäre.

Im Grunde hat Vance das gesagt, was ich in meinem Blog Nr. 60 geschrieben hatte.

In www.welt.de klingt das so:
US-Vizepräsident J.D. Vance hat davor gewarnt, mit einer Ausgrenzung populistischer Parteien den Willen vieler Wähler zu übergehen. Keine Demokratie werde es überstehen, "Millionen von Wählern zu sagen, dass ihre Gedanken und Sorgen, ihre Hoffnungen, ihre Bitten um Hilfe ungültig" oder "nicht demokratisch" seien, sagte er bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Demokratie beruhe auf dem heiligen Prinzip, dass die Stimme des Volkes zähle. Ohne die AfD beim Namen zu nennen, fügte Vance hinzu:
"Es gibt keinen Platz für Brandmauern."

Und ich füge für mich selbst hinzu: Wie ich bereits in Blog Nr. 60 geschrieben habe, beziehe ich keine Position für irgend eine Partei - für keine.
Es geht in diesem Blog (unter anderem) um den Erhalt der Demokratie in Deutschland, die schon unter Frau Merkel empfindlich beschädigt wurde.

Der Gipfelpunkt ihres Demokratieverständnisses fokussierte sich in ihrer Forderung: "Die Wahl [des demokratisch gewählten thüringischen FDP-Ministerpräsidenten] muss rückgängig gemacht werden". (Weil die AfD mit gestimmt hatte.)

Die Rede von Vance gehört in die deutschen Schulbücher!

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 61)

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| 08.02.2025, Samstag |
Foto NDR Fernsehen
Heute, an diesem schönen Tag, liebe Leserinnen und Leser, seht Ihr uns (Ulrike und mich) bei der Ausübung unseres Jobs: Wir tanzen einen Tango und zwar an jenem Tag im März, in Hamburg, live in einer Fernsehsendung mit Publikum des NDR. Daher ist der NDR auch Urheber des Fotos. Ja, das ist nun schon ein paar Jahre her.

Heute kann man das Foto als "Tanz auf dem Vulkan" interpretieren. Die gute alte Zeit ist vorbei, Deutschland im Niedergang, das deutsche Volk stirbt aus und wird durch Menschen aus anderen Ländern und anderen Kontinenten ersetzt.

Tragisch ist diese Entwicklung aber nicht. Sie wäre es, wenn sie Deutschland wie ein unvorhergesehenes Unglück treffen würde. Aber das ist nicht so. Wenn das deutsche Volk seine Anzahl an Menschen nicht mehr aufrechterhalten will, dann ist sein allmähliches Verschwinden ein ganz natürlicher Prozess, und damit absehbar und auch berechenbar. Man kann in etwa voraussagen, wann die sogenannten Biodeutschen in unserem Land in der Minderheit sein werden. In den Schulen ist das teilweise schon jetzt deutlich erkennbar, weil es immer mehr Klassen gibt, in denen bis zu 80% der Schüler nicht Deutsch sprechen.

Gestern ging mir - ganz hartnäckig und stundenlang - eine Phrase aus Mozarts Violinkonzert Nr.5 in a-Dur durch den Kopf. Völlig abgehoben, nicht von dieser Welt, fast spöttisch das Motiv. Und mir wurde bei diesen Tönen wieder einmal bewusst, wie unbedeutend wir sind mit unseren selbstgemachten Problemen.

Alles ist Geist. Mozart hat es gefühlt und verkörpert und in Tönen zum Ausdruck gebracht. Zeitlos für die Menschheit.

Die Stelle, die mir nicht aus dem Kopf ging, war diese gelb markierte, die im 1. Satz mehrmals vorkommt, auch schon ganz am Anfang:

Der belgische Geiger Arthur Grumiaux (1921-1986), ein besonders für seine Mozart-Interpretationen berühmter Musiker spielt das Violinkonzert a-Dur von Mozart zusammen mit dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Sir Colin Davis (1927-2013). Auch das Orchester und der Dirigent gehören ja zu den ganz Grossen in der Welt der Musik.

Auch mein leider viel zu früh verstorbener Bruder Henning, der selbst Geiger war, mochte Grumiaux besonders. Wir haben ihn einmal gemeinsam (und zu dritt) in Göttingen live mit dem Beethovenkonzert gehört. Ein unvergesslicher Abend mit dem Göttinger Symphonie­orchester.

Fluchtpunkte, wenn um uns herum die alten Werte, Sicherheiten und Traditionen zusammenbrechen. "Denn alles was entsteht, ist Wert, dass es zugrunde geht" sagt schon Mephisto, der Teufel in Goethes Faust. Aber wie Dürers Ritter, der weder Tod noch Teufel fürchtet (auf seinem Bild Ritter, Tod und Teufel), machen uns unsere Fluchtpunkte immun gegenüber den Schrecken, die uns in dieser Zeit umgeben.

"Doch der Künste Frühlingssonne lässt aus Leiden Licht entstehen" dichtet Christoph Kuffner für Beethovens Chorphantasie. Recht hat er, auch wenn er mit seinen Chorphantasieversen (für meinen Geschmack) manchmal nur knapp am Kitsch vorbeischrammt.

"Schmeichend hold und lieblich klingen unseres Lebens Harmonien und dem Schönheitssinn entschwingen Blumen sich, die ewig blühen...

In diesem Sinne...

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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| 02.02.2025, Sonntag |
Foto Eckart Haerter

Aus gegebenem Anlass heute im Bild, liebe Leserinnen und Leser: Weltliche Macht und geistliche Macht in unmittelbarer Nachbarschaft: Das Alte Rathaus und die Johanniskirche in Göttingen, beide 13./14. Jahrhundert. (Foto von mir)

Der folgende Passus wurde laut BZ - Berliner Zeitung aus einem Interview des WDR mit der beeindruckenden Persönlichkeit Frau Margot Friedländer herausgeschnitten, der 103-jährigen jüdischen Auschwitz-Überlebenden. Ihr Zitat, das der WDR nicht an die Öffentlichkeit gelangen lassen mochte, soll unserem heutigen Blog vorangestellt werden:

"Diese Migration, die gekommen ist, da sind welche schon als Kleinkinder mit Antisemitismus aufgewachsen und aufgehetzt worden. Ich bin nicht überrascht. Nur enttäuscht und traurig. Ich hasse nicht. Aber ich bin traurig."

Ich finde dieses Zitat in zweifacher Hinsicht so ausserordentlich wichtig. Was Frau Friedländer ausspricht, ist eine Tatsache, die seit 2015 in der öffentlichen Debatte wohl so weit wie irgend möglich totgeschwiegen werden soll. Stattdessen wird seitens der Politik und der Medien allgemein tendenziell so berichtet und kommentiert, dass der Eindruck entstehen muss, es habe vor etwa 10 Jahren im deutschen Volk ein Gesinnngswandel stattgefunden, hin zu einem neuen Antisemitismus.

Wir, als schon sehr "lange hier Lebende", können aus eigener Erfahrung berichten, dass dies nicht so ist. Wir Deutschen hatten seit dem Ende des 2. Weltkriegs bis heute kein Problem mit Antisemitismus. Vielmehr wird er dem deutschen Volk systematisch angedichtet. Selbst im 3. Reich waren die Durschnittsdeutschen tief in ihrem Innern nicht antisemitisch. Es waren die Nazis, die versuchten, mit ihrem krankhaften Antisemitismus das deutsche Volk zu infizieren. Leider auch teilweise mit Erfolg.

Margot Friedländer hat mit ihren schlichten, erschütternden Worten das gesagt, was übrigens auch der syrische Göttinger Universitätsprofessor (em.) Bassam Tibi schon vor Jahren gesagt hat. Dass er ganz selbstverständlich antisemitisch erzogen und aufgewachsen ist, und dass er erst im Kontakt mit seinen jüdischen Professoren in Deutschland zur Erkenntnis und zum Umdenken gefunden hat.

Das Widerwärtige, was zurzeit in Deutschland stattfindet, ist die versuchte (und teilweise erfolgreiche) Gehirnwäsche bestimmter Kreise und ihrer Medien, den deutschen Bürgern einen dauerhaften und zur kollektiven Depression führenden Schuldkomplex einzuimpfen und zugleich die wahre Ursache für den neu entflammten Antisemitismus in Deutschland zu vertuschen. Deshalb musste auch das Zitat von Margot Friedländer unterdrückt werden.

Unser Kampf für den Erhalt der Demokratie verlangt auch, zu dem neuerlichen Affentheater im Bundestag Stellung zu nehmen. Wieder einmal wird der Weltöffentlichkeit vorgeführt, wie schwer sich die Deutschen tun, eine stabile Demokratie zu etablieren. Dabei trifft im aktuellen Fall die AfD keine Schuld. Es sind die etablierten Parteien, die sich selbst demokratisch nennen, die mit abenteuerlichsten Klimmzügen die Belastbarkeit des demokratischen Systems auf die Probe stellen.

Der Sachverhalt ist doch der, dass eine zugelassene Partei mit etwa 20% Stimmenanteil im Bundestag sitzt und demzufolge auch bei Abstimmungen mit stimmen darf. Soweit so gut. Doch jetzt kommen die sogenannten Demokraten ins Spiel, die verabredet haben, dass die Stimmen der AfD nur dann gültig sein dürfen, wenn sie für das Gesamt-Abstimmungsergebnis keine Rolle spielen.

Allein diese Beugung der Demokratie durch die sich selbst demokratisch nennenden Parteien sind der Grund für das politische und gesellschaftliche Tohuwabohu in Deutschland, weil der - lange überfällige - Tabubruch von Fiedrich Merz wieder die üblichen, sendungsbewussten "Volksmassen" auf die Strassen treibt, die offenbar gar nicht wissen, was Demokratie heisst.

So wie auch von den ewigen tumben Mitläufern im gutmenschlichen Massenwahn - nach allen Messerangriffen und Mordanschlägen mit muslimischem Hintergrund - der Aufruf zum Verbot der AfD herausgebrüllt wird.

Ich habe in diesem Blog, besonders ganz am Anfang, schon oft zu diesem Thema Stellung bezogen und tue es wieder. Wenn die AfD eine für unsere Demokratie gefährliche Gruppierung ist, dann verbietet sie. Das wäre eine saubere Lösung. Dann könnte sie auch nicht mehr in den Parlamenten sitzen und keine Abstimmung der "Demokraten" mehr störend beeinflussen.

Lasst ihr sie aber weiterhin zu, weil man sie nicht verbieten kann, dann steht der AfD auch das gesamte Spektrum der Teilhabe am demokratischen Gestaltungs­prozess zu - ohne Wenn und Aber. Eine nur halbe Zulassung zur Teilnahme an der Demokratie kann es nicht geben.

Ein weiterer Zweifel an der demokratischen Sauberkeit entsteht dadurch, dass der Verfassungsschutz eine Regierungsbehörde ist, welche die AfD ausspäht und keinem unabhängigen Organ die Überprüfung obliegt. Dadurch entsteht nicht nur der Eindruck, sondern auch der berechtigte Verdacht, dass es sich beim Verfassungsschutz in Wahrheit um einen Regierungsschutz handelt, der eine effektive Opposition mundtot machen soll.

Wir nennen uns phantastische-demokraten.de. Als solche machen wir weder Werbung für die AfD, noch für die CDU noch für sonst eine Partei. Unser Anliegen ist die Demokratie, und die hat es, wie man sieht, dringend nötig.

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 59)

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| 21.01.2025, Dienstag |
Photograph by Mike Peel
Centre Point Gebäude, London

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Centre_Point_London_2a.jpg
Urheber: Photograph by Mike Peel (www.mikepeel.net).
Genehmigung (Weiternutzung dieser Datei) CC-BY-SA-4.0.)

Als ich seinerzeit zum ersten Mal meinen Fuss auf Londoner Boden setzte, liebe Leserinnen und Leser, da war das oben abgebildete Centre Point Building einer von 3 (drei) Wolkenkratzern in der Riesen­metropole.

Damals galt in London noch die Regel, dass kein Gebäude die 111 Meter hohe Kuppel der St. Paul's Cathedral überragen durfte. Aber die Schleusen waren schon einen Spalt weit geöffnet. Centre Point übertraf St. Paul's um wenige Meter und würde heute, mit weniger als 150 Metern Höhe, nicht mal mehr als Wolkenkratzer eingestuft werden. Inzwischen steht in London The Shard, mit 310 Metern das höchste Gebäude Westeuropas (und gehört damit im internationalen Vergleich allenfalls zur Mittelklasse).

In China gibt es zahllose Gebäude mit über 600 Metern Höhe, und die Araber lassen sich Türme in die Wüste bauen, die die 1.000 Höhenmeter knacken. Immer geht es dabei um die Frage: Wer hat den Grössten.

Eins muss man den Wolkenkratzern lassen, sie sind ausserordentlich beeindruckend, auch wenn sie, wie in London, nicht immer zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen. Brutal grausam, was da in der Londoner City geschehen ist. Dabei müssen Wolkenkratzer die Stadtlandschaft gar nicht unbedingt erschlagen.

Der Center Point mitten im Westend, direkt an der Tottenham Court Road Tube Station, wo ich jeden Tag ein- und ausgestiegen bin, war damals wie heute ein eindrucksvoller Akzent, der mit einer Art leichter Heiterkeit und schlanker Ästhetik die Stadtlandschaft belebend aufmischt. So gestalterisch eingesetzt, können die hohen Häuser eine echte Bereicherung sein.

The Shard gehört auch dazu. Auch der MDR-Turm in Leipzig oder der Tour Montparnasse in Paris (wo wir mit Blick auf den Eiffelturm auch schon zu Mittag gegessen haben) oder der Fernsehturm am Alexanderplatz in Berlin. Sie alle bilden solche Akzente (siehe Titelbild der vorigen Blognummer). Ansonsten gibt es in Berlin trotz zahlreicher Hochhäuser streng genommen keinen einzigen Wolken­kratzer. Da hat Frankfurt am Main eindeutig die Nase vorn.

Als sog. Kreativer, welcher Art auch immer, braucht man im Grunde nur ein Zimmer mit einem Arbeitsplatz am Fenster und Ausblick auf eine anregende Szenerie, dann läuft die Arbeit wie von allein. Und Ausblicke aus oberen Stockwerken von Hochhäusern sind eigentlich immer an- und aufregend.

Dass ich kürzlich das Centre Point Gebäude auf dem Bildschirm hatte, war reiner Zufall, wie das so passieren kann beim Recherchieren. Fasziniert von der Erinnerung an alte Zeiten, klickte ich ein bisschen herum und fand zu den Maklern, die Wohnungen im Centre Point verkaufen wollen. Wunderschön. Die Einzimmer-Appartements kosten etwa 1 Million Euro, die grösseren Wohnungen, ganz oben, über 60 Millionen. Und aus denen hat man einen Ausblick auf London, bei dem das Wort überwältigend noch untertrieben ist. Das wird einem als Video vorgeführt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Stadtblick faszinierender sein kann als dieser. Einfach atemberaubend und unbezahlbar.

Aber ich empfinde keinerlei Neid und gönne denen, die es sich leisten können, den wunderschönen Blick. Und es gibt ja nicht nur die menschengemachte Höhe, sondern auch die Höhe, die der Schöpfer unseres Globus' geschaffen hat.

Der Ausblick in die Natur ist für mich immer noch das Grösste. Das kann der kilometerweite Blick in die nordhessische Mittelgebirgs­landschaft sein oder im Deister ein Waldrand am Feld oder der Blick in den eigenen Garten oder - wie zur Zeit - der Blick in eine Baumkrone, die ihre Zweige zum Fenster hereinstreckt. Alle diese Ausblicke habe ich, je nachdem wo wir gerade gewohnt haben, schon geniessen dürfen, und ich habe sie auf der inneren Festplatte gespeichert.

Jede dieser Szenerien hat ihr die Seele erweiterndes Potenzial, und ich kann mich nicht entscheiden, welche ich bevorzuge. Vielleicht aber doch den Blick aufs Meer. Wie damals aus unserem im zweithöchsten Stock eines Hochhauses gelegenen Appartement in Spanien mit dem Blick aufs Mittelmeer und den Ifach-Felsen.

Vielleicht ist es aber auch in Montevideo der Blick auf den Rio de La Plata (Bild unten. Foto von mir), der zwar ein Fluss ist, aber so breit, dass man die Illusion hat, es sei schon der Atlantik. Und für den Tangotänzer schwingt in diesem Blick natürlich auch der Tangoklang eines Bandoneons mit...

"...y a lo lejos el son del bandoneón..." - "und in der Ferne der Klang des Bandoneon"
(Homero Manzi in seinem Tango: Mañana zarpa un barco - (Morgen läuft ein Schiff aus))

Der Rio de La Plata vor Montevideo.
Foto Eckart Haerter

Hier spielt Aníbal Troilo, "Pichuco", (1914-1975), Bandoneon, mit seinem Orquesta típica den Tango Quejas de bandoneón (Die Klagen des Bandoneon). Komponist: Juan de Dios Filiberto (1885-1964)

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Haerter, Dez. 2024
Eckart Haerter




phantastische-demokraten.de - Der Blog
2. Jahrgang 2025 (Nr. 58)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
Im Kampf für Demokratieerhalt und Frieden


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| 11.01.2025, Samstag |
Foto E.Haerter
Das war ja ein richtiger Tsunami, der da über uns hereinbrach, liebe Leserinnen und Leser, als die Zeitung Welt einen Kommentar von Elon Musk veröffentlichte, in dem er die Meinung vertrat, das runtergewirtschaftete Deutschland könne nur von der AfD gerettet werden.

Der Welt-Redaktion muss ihre "mutige" Tat wohl selbst Angst gemacht haben, denn deren Chefredakteur hatte der Einlassung von Musk noch einen eigenen "klarstellenden" Artikel zu der Causa beigefügt.

In der Sendung von Markus Lanz im ZDF wurde die Ungeheuer­lichkeit diskutiert, dass ein deutsches Presseorgan ausgeschert war und Elon Musk ein Forum geboten hatte, sich darin in den deutschen Wahlkampf einzumischen. Dass es sich um eine "Einmischung" handelte, darin waren sich fast alle einig. So als gäbe es für Ausländer nicht das Recht, sich zu einem deutschen Wahlkampf öffentlich zu äussern.

Katarina Dunz, stellvertretende Chefredakteurin des Redaktions- Netzwerks Deutschland (RND) erklärte auf die Frage von Lanz, nachdem sie zunächst umständlich herumgeredet hatte, sie hätte den Artikel von Musk nicht gedruckt, auch nicht mit einer beschwichti­genden Erklärung des Chefredakteurs.

Ganz anders Mark Felix Serrao, Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) / Deutschland, der entgegnete: Natürlich hätten wir den Artikel gedruckt, und zwar ohne einen "Beipackzettel" wie in der Welt.
Er, Serrao, verstünde auch gar nicht dieses Misstrauen gegenüber den deutschen Lesern. Die Welt sei doch eine seriöse Zeitung mit intelligenten Lesern, die doch sehr wohl in der Lage wären, sich ein eigenes Bild zu machen.

Hier prallten zwei fundamental unterschiedliche Vorstellungen von Journalismus aufeinander. Die deutsche, von Obrigkeitsgläubigkeit, Selbstgerechtigkeit und angemasstem Erziehungsauftrag geprägt, die schweizerische, mit der in 500 Jahren Demokratieschulung errungenen Selbstsicherheit und Souveränität bei der Erfüllung ihres Auftrags als 4. Gewalt im demokratischen Staat.

In Deutschland hat man sich bei den führenden Medien und ihren Ablegern längst an eine Berichterstattung gewöhnt, die angstvoll peinlich darauf bedacht ist, nicht von der sogenannten Mainstream-Gesinnung abzuweichen.

Eine journalistische Taktik, die unerwünschte Wahrheiten nicht aussprechen und trotzdem nicht allzu dreist lügen will, kennt man sonst nur aus Diktaturen. Dort ist diese Taktik allerdings erzwungen. In einer Demokratie hat der Volksmund für dieses unwürdige Herumgeeiere längst den passenden, verächtlich-spöttischen Ausdruck gefunden: Betreutes Denken.

Ich rede hier natürlich nur von den sog. Leitmedien, die sich per Pressekodex scheinbar freiwillig verpflichtet haben, den Mainstream zu bedienen. Es gibt etliche andere Medien in Deutschland, aber die sind vergleichsweise Nischenprodukte.

Herr Musk ist sicher ein bedeutender Mann, der viele epochale Projekte am Laufen hat, und der es nun geschafft hat, zum finanziell reichsten Mann der Welt zu werden. Seine Meinung zu erfahren, ist sicher interessant - aber letztlich ohne Bedeutung. Denn wir sind wir, haben unsere eigene Sprache, unsere eigene Kultur und unsere eigenen Gedanken. Und danach handeln wir.

An dieser Stelle möchte ich aber auch Herrn Bundeskanzler Scholz (wie auch schon im Fall Ukrainekrieg) meine Anerkennung aussprechen. Herr Scholz hat sich nicht an dem allgemeinen, hühnerhofartigen Gegacker um den Kommentator Musk beteiligt, sondern Gelassenheit angemahnt. Die richtige Haltung, denke ich.

Mit der heutigen Blog-Nummer will ich auch nicht für oder gegen eine politische Partei oder Denkrichtung Stellung beziehen. Mir geht es, wie im Untertitel des Blogs gesagt, um den Erhalt demokratischer Werte und Umgangsformen. Davon sind wir nämlich - und offensichtlich im Gegensatz zur Schweiz - immer noch weit entfernt.

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Als Titelbild heute ein Blick auf drei Türme am Alexanderplatz in Berlin. Links der Turm der St. Marienkirche, in der Mitte das Park Inn Hotel by Radisson und rechts vorn der Fernsehturm.
Ich dachte, in einem Kommentar zum Stand der Demokratie in Deutschland sollte es ein Titelbild aus der Hauptstadt sein, wollte aber nicht schon wieder das Reichstagsgebäude oder das Kanzleramt abbilden, sondern ein Motiv, zu dem wir eine persönliche Beziehung haben.

Im Park Inn Hotel by Radisson haben wir gewohnt, als die argentinische Botschaft zu einem Empfang eingeladen hatte, der anlässlich der Verabschiedung des damaligen Kulturreferenten der Botschaft im Roten Rathaus stattfand. Da war dieses Hotel das am nächsten gelegene und das Rote Rathaus fussläufig zu erreichen.

Der scheidende Kulturreferent hatte uns 2001 bei unserem Homero-Manzi- Abend im Ibero-Amerikanischen Institut (IAI) betreut, als wir in einer öffentlichen Veranstaltung - mit freundlicher Unterstützung der Botschaft der Republik Argentinien - den verehrten Tango-Poeten mit Texten, Musik (von CD) und getanzten Interpretationen vorgestellt haben.

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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2. Jahrgang 2025 (Nr. 57)

Kommentare zu Politik, Gesellschaft und Kultur
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| 05.01.2025, Sonntag |
Poster BsAs 1990
Im Bild heute, liebe Leserinnen und Leser, ein Poster, das wir vor etwa 35 Jahren, zu abendlicher Stunde, einem Strassenhändler in Buenos Aires abgekauft haben. Auf unsere Frage gab er an, das Kunstwerk selbst geschaffen zu haben. Wir haben es ihm geglaubt, weil er auf uns nett und glaubwürdig wirkte und weil es für die Erinnerung des Herzens angenehmer ist, wenn man eine schöne und persönliche Geschichte damit verbindet. Das Poster hängt seitdem an der Wand unseres Studios, in dem wir seit langem auch wohnen. Denn bei uns ist unser alltägliches Leben mit unserem Tangueroleben verschmolzen. Dementsprechend sind Wohn- und Tanzbereich eins geworden.

Ich finde das Poster auch deshalb so passend zum Jahresanfang, weil es in poetischer Form all das beschreibt, was unser Dasein lebenswert macht. Kunst, Kultur und Tradition. Auf Argentinien und Uruguay bezogen, der Tango. Symbolisiert durch das einsame Tanzpaar zu nächtlicher Stunde, unter der Laterne, auf der menschenleeren Strasse des Barrios, des typischen Stadtviertels als Lebens- und Kulturraum, mit sich allein, versunken tanzend, der Mann selbstverständlich mit Hut, nur die beiden nächtlichen Katzen, auch sie ein Pärchen, schauen zu.

Ja, das sind alles Klischees des Tangos, aber solche, die in den Ländern am Rio de La Plata das Gefühl von Heimat, nach dem seelischen Zuhause auslösen. Und so wie die (zumeist aus dem deutschsprachigen Kulturkreis stammende) klassische Musik bei Menschen auf der ganzen Welt die Seele zum Klingen bringt, so ist es der aus Argentinien und Uruguay stammende Tango, der weltweit die Menschen der Tango"gemeinde" vereint in dem "traurigen Gedanken, den man tanzen kann" (wie es der argentinische Tangopoet und Komponist Enrique Santos Discépolo mit seinem berühmten Spruch ausgedrückt hat). All das bringt unser heutiges Titel­poster wunderbar zum Ausdruck.

Und in dieser Friedfertigkeit und Geborgenheit haben auch wir diesen Jahreswechsel erlebt. Wenn man allerdings vorübergehend am Tanzen verhindert ist, muss die Erinnerung an strahlende Tanzerlebnisse über den Mangel hinweghelfen. Und wenn es einem zudem verwehrt ist, ein Konzerthaus zu besuchen, dann bietet das Fernsehen einen willkommenen Ersatz für das unvergleichliche Gemeinschaftserlebnis eines klassischen Konzerts im Konzertsaal.

So haben auch wir die Gelegenheit genutzt und im Vorfeld des Jahreswechsels einige grandiose Musikdarbietungen genossen. Da gab es auf Arte die Ballett Aufführung von A Christmas Carol von Charles Dickens mit dem Finnischen Nationalballett, inszeniert von einem englischen Team mit der Musik von Sally Beamish. Phantastisch getanzt vom Finnischen Nationalballett. Wir haben noch nie ein so wunderbar poetisches, märchenhaft stimmiges, zauberhaftes Balletttheater gesehen wie dieses. Eine echte Bereicherung.

Dann, am 30.12., auch auf Arte, Händels Messias in einer geradezu atemberaubend packenden Aufführung der französischen Dirigentin Laurence Equilbey mit ihrem selbst gegründeten Insula Orchester und Accentus Chor und 4 Gesangssolisten. Alle beteiligten Künstler auf allerhöchstem Niveau. Selbst der Chor koloraturfähig, als sei es nichts. Noch nie zuvor habe ich den Messias so mitreissend und zeitlos modern gehört.

Im weltbekannten Bau der Semperoper zu Dresden habe ich manches wunderbare Konzert erlebt. Die Staatkapelle Dresden ist eins der bedeutendsten Sinfonieorchester der Welt. Was nun zu Silvester der Höhepunkt hätte werden sollen, Schwanensee mit der wundervollen Musik von Tschaikowsky, war in dieser Inszenierung für mich ein totaler Reinfall. Schwanensee, der Inbegriff des märchenhaft traumhaften Balletttheaters, voller tänzerischer Schönheit, von Farben und Musikrausch, sowas kann man nicht verbessern wollen. Märchen muss man Märchen sein lassen mit ihrem Zauber. Sie entziehen sich per se der Modernisierungswut durch profilierungssüchtige Choreographen und Regisseure. Die grossartigen Tänzerinnen und Tänzer haben mir leidgetan. Statt Harmonie, und Ästhetik schöner tanzender Körper zeigen zu können, mussten sie zum Teil hässliche oder groteske Bewegungen ausführen und viel umherlaufen. Das war mehr Gymnastik als Tanz. Auf Kostüme war weitestgehend verzichtet worden, dafür musste sich das Corps de Ballett in geschlechtsneutralen, von Kopf bis Fuss verhüllenden, weissgrauen Overalls bewegen.

Die Staatskapelle Dresden spielte natürlich wunderbar mit ihrem grandiosen Sound, insofern konnte man sich der Aufführung wenigstens konzertant erfreuen.

Was sonst zu Silvester in Deutschland los war, ist nur noch deprimierend und zutiefst beschämend für unser Land. Offenbar ist der Niedergang nicht aufzuhalten.

Die NZZ online nahm wieder einmal kein Blatt vor den Mund und titelte:
Silvester: Fünf Tote und Hunderte Verletzte sind nicht «normal» Es folgen dann die ekelhaften Berichte von den Gewalttaten aus Berlin (36 Wohnungen unbewohnbar, Schwerverletzte, Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte usw., das Übliche). Auch aus anderen Städten gibt es ähnlich Widerwärtiges zu berichten.

In Göttingen soll es im Stadtteil Grone durch die massive Polizeipräsenz weniger schlimm gewesen sein als vor einem Jahr.

Silvester in Deutschland. Als wir am Neujahrstag gegen 11 Uhr vormittags zu unserem Gang aufbrachen, wurden wir plötzlich mit einem starken Kanonenschlag attackiert, dessen Herkunft nicht zu orten war. Es gab auch keinen Lichtblitz. Bis etwa 2 Stunden danach hatte ich ein taubes Gefühl auf dem rechten Ohr.

Leute, die sowas machen, sind feige Schweine. Zu feige, um ihr primitives Knallbedürfnis beim freiwilligen Militärdienst abzureagieren. Stattdessen lauern sie im Hinterhalt, um ahnungslose Zivilisten anzugreifen.

Ich selbst bin militärgeschult und nicht so leicht aus der Fassung zu bringen; um Ulrike hat es mir leidgetan bei ihrem Schrecken.

In Berlin sprach ein Anwohner von "bürgerkriegsähnlichen Zuständen" in seinem Viertel (haben wir im Fernsehen gesehen).

Jetzt noch einmal ein paar Zitate aus der NZZ (aus dem Kommentar von Nathan Giwerzew):
Doch die Explosionen und Angriffe in Berlin sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Welle der Gewalt, die die Bürger in Deutschland wieder einmal in der Silvesternacht ertragen mussten.

In der früheren Bundeshauptstadt Bonn schossen Jugendliche mit Raketen auf Obdachlose. In Köln attackierten Unbekannte Einsatzkräfte der Polizei und der Feuerwehr.

Viele Bürger haben sich inzwischen daran gewöhnt, dass ein enormes Polizeiaufgebot notwendig ist, um einen halbwegs friedlichen Silvester in deutschen Städten zu ermöglichen.

Dabei ist die dominierende Tätergruppe in den deutschen Innenstädten nicht schwer zu umschreiben. Meist sind es junge Männer mit Migrationshintergrund und einer einschlägigen kriminellen Biografie, die in der Silvesternacht randalieren. Sie verachten den Rechtsstaat und nehmen seine Institutionen nicht ernst.


Soweit aus dem Bericht aus der NZZ online von Nathan Giwerzew.

Der Staat, also die gewählten Regierenden, hätten die Pflicht, ihre Bürger zu schützen und in Deutschland einen Zustand wiederherzustellen, der die Rückkehr zu einem positiven Lebensgefühl in unserer Heimat möglich macht. Dieser Pflicht kommen die Regierenden seit mindestens zehn Jahren nicht mehr nach.

Vielleicht hilft dieser Tango aus den 1930er Jahren etwas: Pa' que lagrimear (Warum Tränen vergiessen...)
Unter dem spanischen Text meine Übersetzung und der Link zur Musik.

Pa’ qué lagrimear

Letra : Carlos Goicoechea y Rogelio Cordone
Música : Sebastián Piana (1903 - 1994)

Me lo marcó la vieja
Como con fuego,
Cuando mi padre en curda
Me cachetió,
Y en mis ojos de pibe
Guapo y altivo,
Hizo ver sus protestas
Un lagrimón.

"No lloran los varones"
dijo mi madre,
Y su mano temblona
Me acarició,
Por eso es que ahora
Aguanto las aflojadas,
Y no me saca llanto
Ningún dolor.

Pa’ qué lagrimear
Por causas perdidas,
No se va a regar
Con llantos, la vida.
Y mala querida
Y amigos infieles,
Siempre en nuestros rieles
Hemos de encontrar.

Pa’ qué lagrimear
Si en nada hay consuelo,
Ya no ha de bajar
La vieja del cielo.
Y en mi corazón
Cansao de sufrir,
Me grabó al partir:
"No llora un varón"

Orquesta: Adolfo Carabelli (1893 - 1947)
Canta (Estribillista): Carlos Lafuente (1908 – 1989)
Warum Tränen vergiessen
------------
Text : Carlos Goicoechea y Rogelio Cordone
Musik : Sebastián Piana (1903 - 1994)
------------
"Die Mutter hat es mir
wie mit Feuer eingebrannt,
Wenn mein Vater mich prügelte
im Suff
und ich im jugendlichen
Hochmut des Protestes
eine dicke Träne sehen liess.

Männer weinen nicht,
sagte meine Mutter,
Und ihre zittrige Hand
streichelte mich.
Deshalb kann ich jetzt
Ihr Hinscheiden ertragen,
Und kein Schmerz lockt mir
ein Weinen hervor.

Warum Tränen vergiessen
Wegen einer verlorenen Sache,
Man wird nicht das Leben
mit Weinen bewässern.
Und eine falsche Geliebte
und untreue Freunde
Begegnen uns immer
Auf unserer Bahn.

Warum Tränen vergiessen
Wenn's nirgendwo Trost gibt
Wenn die Mutter nicht mehr
aus dem Himmel herabsteigt.
Und in mein Herz,
Müde vom Leid,
Grub beim Abschied sich ein:
Dass "ein Mann niemals weint."

-----------------------
Orchester: Adolfo Carabelli (1893 - 1947)
Refrainsänger (Estribillista): Carlos Lafuente (1908 – 1989)
-----------------------

Estribillista bedeutet Refrainsänger. In der früheren Tangozeit war es nicht unüblich, dass der Sänger oder die Sängerin nur den Refrain des Liedes sang. Hier die Musik Es ist eine sehr alte Aufnahme, wahrscheinlich muss man da am Ton etwas regulieren.

Und hier die Adresse in Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=Ts6fmatnRgw

Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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| 01.01.2025, Mittwoch (Neujahr) |
Collage E. Haerter
Wir haben es geschafft, liebe Leserinnen und Leser, 2025 ist da - und wir sind alle miteinander drin.

In Kürze geht es hier weiter, aber so ganz ohne eine neue Nummer zum neuen Jahr sollte es am 1. Januar doch nicht bleiben. Also Mut, Zuversicht und gute Laune für morgen, den 1. Arbeitstag im neuen Jahr!


Bis zum nächsten Mal...

Eckart Dez. 2024
Eckart Haerter




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